Porträt Wilfried Schaus-Sahm Ein Künstler und Kulturmacher

Duisburg · Der Erfinder des "Traumzeit"-Festivals ist ein ungemein kreativer Mensch.

 Lyriker und bildender Künstler zugleich: Wilfried Schaus-Sahm ist im Keller seines Wohnhauses stets produktiv und kreativ.

Lyriker und bildender Künstler zugleich: Wilfried Schaus-Sahm ist im Keller seines Wohnhauses stets produktiv und kreativ.

Foto: Volker Beushausen

Kunst, Musik und Sprache sind seine großen Leidenschaften und besonderen Disziplinen. Hinzu kommen Philosophie, Geschichte und das Weltgeschehen. Er ist ein kluger, kreativer und konzeptionell denkender Kopf, hat einst das Duisburger Traumzeitfestival, die Mercator Matineen im Stadtmuseum Duisburg sowie das heutige Sommerton-Festival auf Schloss Diersfordt erfunden. Er ist belesen, hört viel Musik, malt intensiv und schreibt nachhaltige Gedichte. Das alles (und noch viel mehr) ist Wilfried Schaus-Sahm.

Lange Zeit kannten (nicht nur) die Duisburger ihn vor allem als Macher des Traumzeitfestivals. Das von ihm aus dem Nichts 1997 geschaffene Internationale Musikereignis leitete er zwölf Jahre lang als Künstlerischer Leiter. Sein Kerngedanke dabei war die Konzentration auf die Musikrichtungen Jazz und Weltmusik, umgesetzt mit außergewöhnlichen Musikern, darunter - um nur einige wenige Berühmtheiten zu erwähnen Laurie_Anderson, Juliette Gréco, Al_Jarreau, Van_Morrison, Herbie_Hancock, Chick_Corea, Beth_Gibbons,, Rubén González und Paco de Lucía. Hinzu kamen die Vergabe und Umsetzung von Auftragsproduktionen, Livemusik zu Stummfilmen und eine Klangkunstausstellung in Kooperation mit dem WDR. Als er 2008 seine Programmvorstellungen bei den Duisburger Kulturverantwortlichen nicht mehr durchsetzen konnte, trat er zurück und wechselte ins Duisburger Kultur- und Stadthistorische Museum.

Im Mercator-Jahr 2012 entwickelte er dort erstmals die Idee und das Konzept sowie ein erstes Programm der anspruchsvollen und zugleich sehr beliebten Veranstaltungsreihe der "Mercator Matineen". Als Jahrgang 1949 war für ihn aus Altersgründen im November 2014 allerdings Schluss mit seinem Dienst bei der Stadt Duisburg. Die "Mercator Matineen" führt er indes als Kurator weiter. Dieses Jahr feiern sie ihr fünfjähriges Bestehen. Von April bis Dezember stehen dann acht höchst bemerkenswerte Veranstaltungen auf dem Programm.

Studiert hat der gebürtige Aachener nach seinem dortigen Abitur die Fächerkombination Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte, und zwar zunächst in seiner Heimatstadt, dann in Freiburg. Gerne erinnert er sich an die Hochschullehrer Professor Walter Biemel und Professorin Ute Guzzoni, auch an Gastvorträge in Freiburg von Ernst Bloch, Herbert Marcuse und Erich Fried. Schon während seines Studiums - und bereits davor - schrieb er literarische Texte. Er begann mit Prosa, gewann mit einem Drehbuch einen TV-Wettbewerb des damaligen Südfunk Stuttgart. In der Jury saßen unter anderem der renommierte Theater- und Filmregisseur Peter Stein und der inzwischen verstorbene bekannte Literatur- und Theaterkritiker Hellmuth Karasek. Später widmete er sich ganz der Lyrik. Dazu sind mit "Beredt sprachlos" (1989) und "Passagiere eng gesetzt" (2015) zwei bemerkenswerte Gedichtbände erschienen.

Mit noch größerem Engagement und seit langer Zeit schon ist Schaus-Sahm jedoch als bildender Künstler aktiv. Malerei, Collagen, Grafik, Fotografie - diese Kunstgattungen insbesondere haben es ihm angetan. Und gleicht die Kellerhöhle seines Walsumer Wohnhauses mit Schreibtisch, Computer und jede Menge Literatur eher einer Gedankenschmiede, so ist sein Atelier zugleich auch inspirierende Hörwerkstatt und recherchierendes Archiv. Hier sind im Laufe der Zeit unzählige Arbeiten entstanden. Doch erst 2009 ging er auf Anregung seines Mentors, des viel zu früh verstorbenen Duisburger Malers Professor Manfred Vogel, damit in die Öffentlichkeit und zeigte sich in mehreren Einzelausstellungen, darunter in der Cubus-Kunsthalle und in der Galerie Rheinhausen, als Maler, Grafiker und Fotograf. Derzeit läuft unter dem Titel "Writ in Water" in der Galerie Rheinhausen der Bezirksbibliothek eine beachtenswerte Ausstellung, in der neue Werkreihen seiner Malerei, darunter eine 28-teilige Hommage an den Zeichner Horst Janssen, zu sehen sind. Diese Werkschau ist noch bis zum 10. März dort geöffnet.

Ebenso wie die "Mercator Matineen" hat Schaus-Sahm im selben Jahr gemeinsam mit einigen Musikenthusiasten die "Marienthaler Festspiele", das heutige "Sommerton Festival", als Künstlerischer Leiter mitbegründet. So feiert auch "Sommerton", das feine Musikfestival auf Schloss Diersfordt im Kreis Wesel, vom 26. bis 28. August ein kleines Jubiläum mit seiner mittlerweile fünften Ausgabe. "Sommerton", sagt Schaus-Sahm, "das sind Konzerte, die Musik auf höchstem Niveau bieten und die die Grenzen zwischen Jazz und Weltmusik verschwimmen lassen." In dieser Form war auch "Traumzeit" einmal aufgestellt.

(RP)
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