Duisburg Plötzlich ist der Boden belastet

Duisburg · Jahre lang haben Kleingärtner am Trompeter Bahnhof Obst und Gemüse angebaut. Jetzt soll das Gelände bebaut werden. Und die Bahn warnt als Eigentümerin die Laubenpieper: Vorsicht, der Boden enthält Schadstoffe.

trompet Eigentlich verlaufen Veranstaltungen wie die gesetzlich vorgeschriebene „Bürgerbeteiligung“ am Planfeststellungsverfahren relativ nüchtern und informativ. Bei der Vorstellung des geplanten Neubaugebiets an der Güterstraße in Trompet kam alles anders. Auf dem zu überplanenden Gebiet, das der Bahn gehört, befindet sich eine Kleingartenkolonie, die dem Neubaugebiet dann weichen muss. Die Kleingärtner betrachten es als „seltsamen Zufall“, dass sie jetzt ein Schreiben der Eigentümer erreicht hat, in dem ein „Verzehrverbot“ des angebauten Gemüses ausgesprochen wird. Grund: Die Auswertung von Bodenproben habe eine Schadstoffbelastung ergeben.

Unverständlich, warum die betroffenen Kleingärtner erst jetzt benachrichtigt wurden, denn die Bodenproben wurden bereits vor einem ganzen Jahr entnommen. „Die Auswertung einer Bodenprobe dauert rund vier Wochen“, sagte eine betroffene Anwohnerin, die es wissen muss, da sie selbst seit Jahren als Laborantin arbeitet. Die Entnahme der Bodenproben sei innerhalb einer Woche über die Bühne gegangen, spätestens fünf Wochen später hätte das Ergebnis vorliegen und das „Verzehrverbot“ ausgesprochen werden können. Das entsprechende Schreiben von der Deutschen Bahn trug allerdings das Datum vom 19. Mai. Außerdem ist das Schreiben sehr allgemein gehalten und spricht lediglich von Bodenbelastungen, ohne die Schadstoffe im Einzelnen zu benennen und auf die Gesundheitsgefährdungen konkret einzugehen. Eine Frage, die die Kleingärtner auch bewegt ist, ob sie möglicherweise seit vielen Jahren belastetes Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten gegessen haben.

Diese Informationspolitik macht die Betroffenen wütend und misstrauisch. Manche vermuteten hinter der Sache den Versuch der Bahn, die Pächter auf diese Art loszuwerden. Die anwesenden Bezirksvertreter reagierten entsetzt. „Es bestürzt mich zu hören, dass man Leute erst benachrichtigt, wenn die Pflanzzeit vorüber ist“, meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Reiner Friedrich. „Das ist ein Ordnungsverschulden der Eigentümerin, und eine Entschädigung ist gerechtfertigt.“

Man müsse das Umweltamt einschalten und kurzfristig alle offenen Fragen mit den Betroffenen klären. Bezirksbürgermeisterin Katharina Gottschling nahm die Angelegenheit sofort in Angriff: „Ich habe mit Herrn Dr. Griebe vom Umweltamt gesprochen und weitere Schritte eingeleitet“, teilte sie gestern bei der Eröffnung des Stadtfestes mit. „Wir werden jetzt möglichst kurzfristig eine weitere Veranstaltung zu dem Thema durchführen.“ Gottschling geht davon aus, dass die Mitarbeiter des Umweltamtes, die an dieser Veranstaltung teilnehmen werden, alle offenen Fragen kompetent beantworten können und auch entsprechende Maßnahmen einleiten werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort