Duisburg "Playlist" mit Stimmzauberin

Duisburg · "Anjas Singabend" ist seit langem eine Institution im HundertMeister, und so war die Kulturzentrale am Dellplatz jetzt gut gefüllt, als die 1968 in Duisburg geborene Sängerin Anja Lerch dort beim jüngsten Playlist-Konzert der Duisburger Philharmoniker zusammen mit Mitgliedern des Orchesters auftrat.´

Selten kam diese Konzertreihe ihrem Ideal so nahe, altes und neues Publikum sowie E- und U-Musik ohne Grenzen und ohne Zwang zu verbinden.

Wohlklingende Arrangements

Anja Lerch erwies sich als nicht weniger als ein weibliches Pendant zu Bobby McFerrin, gleich zu Beginn mit dessen "Hush little baby". Und wie der amerikanische Stimmzauberer mit dem berühmten Cellisten Yo-Yo Ma zusammengearbeitet hatte, kam hier die Verbindung durch die Philharmoniker-Cellistin Anja Schröder zustande: beider Kinder hatten sich im Waldorf-Kindergarten kennengelernt.

Im HundertMeister konnten wir staunen, wie gut sich "Purple Haze" von Jimi Hendrix nur mit Stimme und Cello darstellen lässt, wohlgemerkt mit gesungener E-Gitarre.

Das Repertoire war gut ausgesucht, von Johann Sebastian Bach ("Air") und Antonio Vivaldi über Brecht/Weill (großartig die "Seeräuber-Jenny"), Anja Lerchs große Vorbilder Kate Bush ("Wuthering Heights") und Jodi Mitchell bis zu eigenen Songs ("Eine Frau") mit der Komponistin am Keyboard. Von den Philharmonikern kamen dazu der Soloflötist Stephan Dreizehnter, der Konzertmeister Tonio Schibel, der Cellist Fulbert Slencka und der Kontrabassist Francesco Savignano. Nicht lange raten musste man, wer die wohlklingenden Arrangements geschrieben hatte: Wie immer war es der philharmonische Cellokollege Friedmann Dreßler.

Die Mischung aus Bühnenpräsenz, musikalischer Virtuosität und Seelentiefe wirkte umwerfend. Spätestens als Jimi Hendrix' "Crosstown Traffic" als Zugabe wiederholt wurde, war allen klar, dass man auch klassisch rocken kann.

(RP)
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