Duisburg Platznot im Duisburger Frauenhaus besonders groß

Duisburg · Aus Anlass des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am Samstag macht das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe auf die dramatische Situation in vielen nordrhein-westfälischen Frauenhäusern aufmerksam. "In den meisten Häusern herrscht praktisch ein Aufnahmestopp", sagt die sozialpolitische Beauftragte der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring. "Dabei sollte jede von Gewalt bedrohte und betroffene Frau schnell Schutz und Hilfe in unseren Einrichtungen bekommen." Ganz schlimm ist die Platznot offenbar in Duisburg.

 Der Beratungsbedarf für Frauen in Notsituationen ist groß.

Der Beratungsbedarf für Frauen in Notsituationen ist groß.

Foto: Diakonie

Sieben Frauenhäuser befinden sich in Trägerschaft diakonischer Einrichtungen, darunter das Frauenhaus in unserer Stadt. Die 1978 gegründete Einrichtung des Evangelischen Christophoruswerkes ist Deutschlands erstes und ältestes evangelisches Frauenhaus. Es nahm im vergangenen Jahr 70 Frauen und 88 Kinder auf. Die Nachfrage nach einem Platz war mehr als doppelt so hoch.

In diesem Jahr musste Leiterin Karin Bartl schon 300 Frauen absagen. "Alle, die sich bei uns melden, befinden sich in einer akuten Notsituation", sagt die Sozialarbeiterin, "aber wir können sie nicht aufnehmen. Das gibt es in keinem deutschen Krankenhaus." Als einen Grund für die stark gestiegene Nachfrage an Plätzen nennt Karin Bartl den schwierigen Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten. Die Frauen blieben länger in den Schutzeinrichtungen, weil sie kaum noch günstigen Wohnraum finden. Außerdem suchten mehr Migrantinnen und geflüchtete Frauen Schutz in Frauenhäusern. Ihnen fehlen oft die sozialen Netzwerke vor Ort, auf die deutsche Frauen zurückgreifen können.

In Duisburg decken die Landeszuschüsse nur 54 Prozent der Personalkosten. Für Miete und Nebenkosten müssen die Frauen einen Tagessatz zahlen, der gegebenenfalls vom Jobcenter und Sozialamt übernommen wird.

Ein Großteil der restlichen Kosten wird hier seit Jahren von einem Großspender übernommen. Sollte sich dieser zurückziehen, müsste das Frauenhaus schließen.

(RP)
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