Duisburg Platzhirsch-Festival klingt sanft aus

Duisburg · Am letzten Platzhirsch-Tag ging es um Hoffnung, gute Musik und Kommunismus. Die Veranstalter ziehen ein positives Fazit. Die gute Besucherzahl (10.000) lässt optimistisch aufs kommende Jahr blicken.

 Entspannte Atmosphäre bei Platzhirschfestvial auf dem Dellplatz.

Entspannte Atmosphäre bei Platzhirschfestvial auf dem Dellplatz.

Foto: ProBST

Ganz still und unauffällig ging das Platzhirschfestival am vergangenen Sonntag zu Ende, zu den Worten von Karl Marx "Das Kapital". Die "Sozialistischen Luftschiffkapitäninnen" hatten sich ganz zwölf Stunden in der Galerie "Jetzt" einquartiert und lieferten eine Performance rund um das berühmte Buch, in die jeder im Laufe des Tages hereinschauen konnte.

Der letzte Tag des außergewöhnlichen Festivals hatte aber noch eine ganze Menge mehr zu bieten, das kleinste Autokino der Welt zum Beispiel. "OINK!", so der Name des roten Busses, parkte vor dem Grammatikoff und zeigte Kurzfilme von Medien- und Kunststudenten.

Auf dem Dellplatz gaben später die "Waves of Hope" dem Publikum ein gutes Gefühl mit auf den Nachhauseweg, denn das Junge Ensemble Ruhr hatte mit Gastmusikern von vier Kontinenten, einem Projektchor und drei Tanzensembles die Bühne vollgepackt. Streitbar ist der Begriff "Weltmusik" sicherlich, vor allem von einem westlichen Standpunkt aus, für das "Waves of Hope"-Projekt war er aber äußerst treffend.

Kompositionen in vielen Stilen, landestypische Rhythmen und Gesänge in den Landessprachen der Bandmitglieder, jeder Aspekt des Konzerts demonstrierte internationale Freundschaft und Zusammenhalt. Von der doppelten Staatsbürgerschaft wurde gesungen, "Ich bin zwei und ich bin viele, doppelter Schmerz und doppelte Liebe", genauso wie Paul Simons Hit "Homeless", der für das Album "Graceland" mit dem Südafrikanischen Sänger Joseph Shabalala aufgenommen wurde.

Von sphärischen Passagen hangelten sich die Musiker durch beeindruckende Instrumentalsoli zu tänzerischen Abschnitten, in denen sich die Band der Charakteristiken von Reggae und anderen, internationalen Musikstilen bedienten. Gefällig wurde die Musik dadurch aber nicht, krumme Taktarten und, in ihrer Einfachheit, wunderschöne Melodien sorgten für Abwechslung.

Während auf dem Platz noch gemütlich mit dem Kopf genickt wurde, leisteten die Tänzer vor der Bühne schon harte Arbeit. Viele metaphorische Figuren durften die Zuschauer bestaunen, wie auch die Band auf der Bühne setzten die Tänzer auf die Symbolwirkung ihrer Kunst. Eher locker und spaßig ging es dann zum Mitmachtanz fürs Publikum, zusammen mit den Beteiligten aus aller Welt.

Wenig später zeigte "Jerboah" im Grammatikoff ihre musikalische Mischung vor, irgendwo zwischen Rock, Pop, Jazz und künstlerischen Elementen, die nicht so richtig in eine Stilrichtung zeigten. Ungewöhnlich instrumentiert waren die Kompositionen alle und sorgten für ein kleines Highlight kurz vor Toresschluss.

Mitorganisator René Wolf zog gestern ein positives Fazit. "Mehr als 10.000 Besucher haben über die drei Tage zu uns gefunden, noch dazu ist der Platz täglich viel früher voll geworden als in den letzten Jahren". Außerdem sei es am Festivalsonntag endlich einmal trocken geblieben, "deshalb sind Sonntagfrüh schon 400 Besucher zum Frühstücken gekommen". Ein Konzert musste am Freitag wegen der regennassen Bühne abgesagt werden, sonst hatte Wolf nichts Negatives zu vermelden. "In den nächsten Tagen werden wir viel rechnen und bilanzieren, und dann geht der Blick zum Platzhirsch 2018".

(RP)
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