Duisburg "Piano Extra": wohltemperiert

Duisburg · In der Reihe "Piano Extra" innerhalb der Duisburger Kammerkonzerte stellt seit einigen Jahren in jeder Saison ein Professor der Folkwang-Universität der Künste einen Meisterschüler vor (die RP berichtete).

Jonathan Zydek, geboren am 28. Dezember 1991 in Rüdesheim am Rhein, erhielt in frühester Kindheit den ersten Klavierunterricht bei seinem Vater Damian Zydek. Ab 2002 nahm er regelmäßig am Wettbewerb "Jugend musiziert" teil. Als Solist, Duopartner und Begleiter in verschiedenen Besetzungen ist er dort mehrfacher Preisträger auf Regional-, Landes- und Bundesebene. Mehrmals erhielt er den vom Lions-Club Wiesbaden Mattiacum gestiften "Drohsihn-Förderpreis", ferner ist er Stipendiat der Carl-Hempel-Stiftung seiner Heimatstadt Wiesbaden. Die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Uni bestand er 2011 mit Bestnoten, Er studierte zunächst bei Prof. Boris Bloch und ist gegenwärtig Student in der Klavierklasse von Prof. Till Engel.

Im TaM begann Zydek jetzt mit Mozarts Sonate G-Dur KV 283 (189h, 1775). Sein Anschlag wirkte subtil, sein Klavierklang durchsichtig — allerdings klang vieles noch zu vorsichtig und zu wenig kontrastreich. Dass er allerdings zupacken und größere Bögen gestalten kann, zeigte er in der knapp gehaltenen Schubert-Sonate a-Moll op. posth. 143 D 784 (1823). Sein Talent ist gewiss größer als es diese eher glattgebügelte und allzu wohltemperierte Vorstellung vermuten lässt. Till Engel setzte dazwischen Schuberts letzte, dreiviertelstündige Sonate B-Dur D 960 (1828). Schuberts drei letzte Sonaten sind eines seiner Spezialgebiete, und die genaue Kenntnis des Werkes beeindruckte. Ähnlich wie sein 40 Jahre jüngerer Schüler schien der Pianist an diesem Abend milde gestimmt. Er hob mehr die lyrische und gesangliche als die abgründige und bedrohliche Seite der Komposition hervor. Dem Publikum gefiel das gut. Der Abschluss konnte nicht mehr überraschen, als sich Till Engel und Jonathan Zydek zusammen an den Bechstein-Flügel setzten und Mozarts Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen KV 521 (1787) aufführten. Klar, dass die beiden die vielstimmigen Strukturen erhellten und sich gegenseitig geistvoll die Bälle zuspielten. So richtig gelöst und freigespielt wirken sie aber auch hier nicht. Danach konnte es keine Zugabe mehr geben.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort