Duisburg Philharmonische Raritäten

Duisburg · Der Solist Mathias Feger und der Dirigent Axel Kober gaben im jüngsten, elften Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor (TaM) den Abend ihres Lebens. Die Duisburger Philharmoniker entfalteten enorme Energie.

 Der philharmonische Solobratschist Mathias Feger und Dirigent Axel Kober erweckten mit ihrem vollen Einsatz beim elften Philharmonischen Konzert jedes Detail zum Leben.

Der philharmonische Solobratschist Mathias Feger und Dirigent Axel Kober erweckten mit ihrem vollen Einsatz beim elften Philharmonischen Konzert jedes Detail zum Leben.

Foto: Sabine Smolnik

Es war eine mutige Entscheidung, auf das Programm des elften Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor (TaM) selten gespielte Werke zu setzen. Das Publikum folgte dem aufmerksam und interessiert, auch kritisch. Die Musiker warfen ihre ganze Überzeugungskraft in die Waagschale.

Es begann mit dem jüngsten und relativ bekanntesten Beitrag, den Orchestervariationen über ein Thema von Niccolò Paganini op. 26 (1947), das ist das erfolgreichste Werk des Wahl-Berliners Boris Blacher (1903-1975). Das ist eine geistvolle und kurzweilige Komposition, kontrapunktisch und jazzig, mit der jedes Orchester-Pult zeigen kann, was es drauf hat. Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, ließ die Duisburger Philharmoniker hier ebenso beschwingt wie differenziert aufspielen. Besser kann man es nicht machen.

Blachers Paganini-Variationen bleiben ein Meisterwerk - dagegen kamen die beiden anderen Programmpunkte eher aus der zweiten Reihe. Die zweisätzige Suite für Viola und Orchester op. 48 (1915) des Belgiers Joseph Jongen (1873-1953) wirkt ungemein klangschön, stimmungsvoll und zudem prächtig instrumentiert, aber letztlich nicht sehr spannend. Der philharmonische Solobratschist Mathias Feger und Axel Kober gaben hiermit den Abend ihres Lebens, indem sie jedes Detail zum Leben erweckten.

Als Johannes Brahms die erste und einzige Sinfonie E-Dur (1878-80) des Österreichers Hans Rott (1858-1884) ablehnte, verfiel dieser dem Wahnsinn: Auf einer Zugfahrt hinderte er einen Mitreisenden mit vorgehaltener Pistole daran, sich eine Zigarre anzuzünden - Brahms habe den Zug mit Dynamit füllen lassen. Nach dem frühen Tod des Komponisten schlummerte die Partitur gut ein Jahrhundert in der Österreichischen Nationalbibliothek. Dort wurde sie von dem Musikwissenschaftler Paul Banks entdeckt und 1989 in Cincinnati uraufgeführt.

Das einstündige Stück ist zum einen eine Talentprobe eines begabten Schülers von Anton Bruckner, zum anderen werden darin Eigenarten von Rotts zwei Jahre jüngerem Studienkollegen Gustav Mahler vorweg genommen. Das erkannte Mahler gegenüber seiner Vertrauten Natalie Bauer-Lechner auch neidlos an: "An ihm hätte ich unendlich viel haben können und vielleicht hätten wir zwei zusammen den Inhalt dieser neuen Zeit, die für die Musik anbrach, einigermaßen erschöpft."

Bejubelt wurde am Ende dieses Philharmonischen Konzerts wohl weniger die etwas langatmige Sinfonie, sondern die schier unerschöpfliche Energie der Duisburger Philharmoniker.

(hod)
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