Duisburg Philharmonische Feinheiten im TaM

Duisburg · Im Philharmonischen Konzert im ausverkauften Theater am Marientor überzeugte wieder einmal der ehemalige Duisburger Generalmusikdirektor Bruno Weil mit einem raffinierten Programm und subtiler Disziplin.

 Bruno Weil, von 1994 bis 2001, dirigierte jetzt als Gastdirigent die Duisburger Philharmoniker – mit großem Erfolg.

Bruno Weil, von 1994 bis 2001, dirigierte jetzt als Gastdirigent die Duisburger Philharmoniker – mit großem Erfolg.

Foto: Christoph Goettert (goet)

Die Duisburger Philharmoniker geben ihre Philharmonischen Konzerte zurzeit im Theater am Marientor (TaM), da die Mercatorhalle noch aus Brandschutzgründen geschlossen ist (die RP berichtete). Aber das "Exil" scheint das Orchester zu einer besonders starken Saison zu motivieren, was natürlich auch an den - schon länger feststehenden - Dirigenten und Programmen liegt. Auch jetzt das jüngste, siebte Philharmonische Konzert zur Eröffnung der zweiten Hälfte der zwölfteiligen Reihe im ausverkauften TaM wurde ein entsprechendes Ereignis.

Dieser Abend war wohl mehr etwas für die Freunde der Feinheiten, der kleineren Besetzungen, der raffiniert zusammengestellten Programme und der subtilen Disziplin. Denn am Pult stand Bruno Weil, Duisburgs Generalmusikdirektor von 1994 bis 2001. Und man hatte sich nicht zu viel versprochen: zu hören gab es gelassen fließende Musik in spannenden Aufführungen.

Auf dem Programm standen drei eher heitere Werke mit melancholischen Untertönen, Stücke, die Bruno Weil hörbar am Herzen liegen. Das begann mit jener Serenade B-Dur für Bläser KV 361 (1783/84), die später von fremder Hand den Namen "Gran Partita" bekam und das in jeder Hinsicht umfangreichste Werk von Wolfgang Amadeus Mozart in dieser Gattung ist. Sie dauert 50 Minuten. Mozart erweiterte die damals übliche Besetzung einer "Harmoniemusik" mit je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotte noch um zwei zusätzliche Hörner, zwei Bassetthörner (das sind Klarinetten in mittlerer Lage) und einen Kontrabass. Bruno Weil ließ die Ausführenden genau hinhören, alles auf den Punkt bringen. Die "große blasende Musik von ganz besonderer Art" (so nannte es das "Wienerblättchen" 1784) erblühte sowohl in ihrer Zeitgebundenheit als auch in ihrer zeitlosen Romantik. Und wieder einmal verblüffte Mozarts Nebeneinander von Nachdenklichem und Ausgelassenem.

Nach der Pause kam als Kontrast zunächst jene "Simple Symphony" für Streicher op. 4, die der vor 100 Jahren geborenen Benjamin Britten 1933/34 nach Klavierstücken und Liedern neu komponierte, die er selbst als Kind geschrieben hatte. Auch hier hatte das Philharmonische Konzert eine vorzügliche Aufführung zu bieten, auch wenn das Tempo des Satzes "Sentimental Saraband" etwas zu langsam erschien. Aber das Ganze war wirklich erfreulich, zum Beispiel die feinen Klänge im "Playful Pizzicato".

Klar, dass sich die Kräfte auch noch zum klassischen Orchester vereinten, nämlich in der Sinfonie Nr. 88 G-Dur Hob. I:88 (1787) von Joseph Haydn. Kaum ein Dirigent kann den sprühenden Geist dieses Komponisten so herüberbringen wie Bruno Weil. Zwar hatte das am Mittwoch noch nicht die letzte Konsequenz, doch die enorme Spielfreude übertrug sich durch das Orchester auch auf die Zuhörer. Der Bogen wurde außerdem zum Beginn geschlagen, denn wie Mozarts "Gran Partita" enthält auch die Haydn-Sinfonie Nr. 88 einen besonders tiefgründigen langsamen Satz. Zeigte sich schon Ludwig van Beethoven von dieser Musik begeistert, so fand sie schließlich in Johannes Brahms ihren größten Fürsprecher, hatte sich dieser doch gewünscht, dass seine eigene "Neunte" einmal klingen würde wie dieser Satz.

Beim Beifall ließ Bruno Weil schließlich bescheiden den Duisburger Philharmonikern den Vortritt. Diese gaben ihre Zufriedenheit zurück. Dem konnte sich das Publikum nur anschließen.

(hod)
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