Duisburg Pflegemesse: Skepsis weicht Neugier

Duisburg · Bei der Ausbildungsmesse zum Thema Pflege und Gesundheit in der Gesamtschule Süd waren die Schüler zunächst unsicher. Die Branche genießt keinen guten Ruf. Nach erster Ablehnung überwog aber bald das Interesse.

 Die Jugendlichen konnten sich gestern bei Krankenkassen und anderen Dienstleistern aus der Gesundheitsbranche informieren.

Die Jugendlichen konnten sich gestern bei Krankenkassen und anderen Dienstleistern aus der Gesundheitsbranche informieren.

Foto: Reichwein

Die Pflegebranche kämpft mit ernsten Nachwuchssorgen. Für viele Jugendliche scheint der Weg in die sozialen Berufe derzeit keine Option zu sein. Zu schlecht bezahlt, ungünstige Arbeitszeiten, nur wenig Urlaub. Bei einer Ausbildungsmesse zum Thema Pflege, die gestern in der Gesamtschule Süd stattfand, konnten Schüler die Unternehmen mit diesen Vorurteilen konfrontieren.

"Die Pflege ist für uns ein wichtiges Arbeitsfeld", sagte Heike Laskoswki von der Agentur für Arbeit, die die Messe organisiert hatte. "Als zweitgrößter Arbeitgeber in Duisburg haben die Pflegedienste einen entsprechenden Personalbedarf und wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Schülern zu vermitteln, dass da durchaus attraktive Berufe dabei sind."

Die potenziellen Azubis gingen zunächst skeptisch in die Begegnung mit ihren möglichen Arbeitgebern. Die wichtigsten Gesprächsthemen: Gehalt, Urlaub und Aufstiegschancen. "Man muss wissen, woran man ist. Von der Ausbildung hängt die gesamte Zukunft ab", sagte Luis Helmolz, der überlegt, sich zum Versicherungskaufmann ausbilden zu lassen.

"Wir wissen alle, dass die Gesundheitsbranche keinen guten Ruf hat. Irgendetwas muss ja dran sein. Ich bin hier, um mir da Klarheit zu verschaffen." Nach ersten Gesprächen mit Auszubildenden und Ausbildern änderte sich das Bild vom Pflegesektor aber zusehends. "Ich dachte wirklich, dass Altenpfleger behandelt werden wie Knechte", gab zum Beispiel Sarina Lerads zu. "In Wirklichkeit ist es wohl nicht so schlimm. Ich denke jetzt ernsthaft darüber nach, ob ich mich nicht einfach bewerben soll."

Die meisten Jugendlichen empfanden die Messe später sogar als wirklich nützlich. Sharon Brown etwa, die im nächsten Sommer Abitur macht: "Ich wollte schon immer in den sozialen Bereich. Da ist eine solche Messe natürlich super", fand sie. "Man findet im Internet zwar jede Menge über Ausbildungsmöglichkeiten, aber so ein Gespräch mit Azubis ist schon etwas anderes."

Andrea Hoffmann, die Koordinatorin für Berufsfeldorientierung der Gesamtschule Süd, lobte die Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur und Pflegedienstleistern: "Gerade für unsere Schüler ist es schön, dass die Kooperation so gut funktioniert." Solche Messen seien oft der erste Schritt zu einer erfolgreichen Berufsvermittlung. "Kontakte sind heute unschätzbar wertvoll und bei solchen Veranstaltungen erhalten unsere Schüler die Möglichkeit, potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen", so Hoffmann. Wenn nur einer der Schüler dadurch in einem späteren Bewerbungsverfahren einen Vorteil gewinne, dann habe sich die Durchführung dieser Veranstaltung schon gelohnt.

(RP)
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