Duisburg Pelzig, schnell und unberechenbar

Duisburg · Wer Angst vor Spinnen hat, der ist damit meist nicht alleine. Der Zoo Duisburg versucht, mit Workshops gegenzusteuern. Er erklärt die Bedeutung der Tiere für die Natur und sorgt für hautnahe Begegnungen.

Reptilien und Spinnen im Kulturhaus
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Lautlos und blitzschnell krabbeln die Spinnen über den Boden, hängen an Wänden und sorgen bei vielen Menschen für Panik und Ekel. Der Zoo Duisburg bot jetzt die Gelegenheit, sich den Ängsten oder sogar Phobien zu stellen. Er lud zum Workshop "Keine Angst vor Spinnen — eine Konfrontation" ein.

Philipp Schroeder, Zoo-Begleiter bei Führungen und Spinnenexperte, näherte sich dem angstumwobenen Thema auf lehrreiche Art und Weise. Fotos von den Krabbeltieren und eine ausführliche "Biografie" der verschiedenen Spinnenarten ließen manchen Teilnehmer staunen.

Die Tatsachen, dass Spinnen im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte das belastbarste Material im Tierreich entwickelt haben (Seide), dass ihre Mutterliebe Formen angenommen hat wie bei keinem anderen Wesen und dass die Menschheit nicht existieren könnte, wenn es keine Spinnen mehr gäbe — wer weiß das schon. "Wären auf einen Schlag alle Spinnen verschwunden, würde das bedeuteten, dass die Erde innerhalb von sechs Monaten von einer 25 Zentimeter dicken Schicht toter Insekten bedeckt wäre", so Schroeder.

Doch ob Hintergrundwissen gegen Angst hilft? "Man weiß einfach viel zu wenig über diese Tiere. Trotzdem gehe ich seit einigen Jahren nicht mehr alleine in den Keller, aus Angst, dass mir so ein Tier begegnet", sagte Lisa Hettkamp, die ihre Spinnenangst selbst als "extrem" bezeichnet. Philipp Schroeder hingegen ist sicher, "dass die Teilnehmer die Spinnen nach diesem Workshop mit anderen Augen sehen werden".

Das als Arachnophobie bekannte Phänomen hält der Spinnenexperte für heilbar: "Für Menschen sind Spinnen das bewegliche Chaos. Unser Gehirn kann die Tatsache, dass sich die Tiere auf acht Beinen bewegen, einfach nicht verarbeiten. Es widerspricht dem menschlichen Ordnungssinn." Wenn dann noch Schauermärchen über die angebliche Gefährlichkeit der Spinnen die Runde machten, sei Panik programmiert.

Unüberwindbare Ängste lösen Spinnen auch bei dem 69-jährigen Wolf Sandkühler aus. Betritt er seine Wohnung, dann kontrolliert er in jedem Raum Boden und Decke. "Und mir bleibt der Atem weg, wenn ich eine Spinne krabbeln sehe." Gut, dass er sich gleich in eine hintere Reihe gesetzt hat, denn Philipp Schroeder ließ die drei Vogelspinnen, die er mitgebracht hatte, nicht in der Box, sondern setzte sie auf den Tisch. "Oh, mein Gott", "Hilfe, ich will hier raus" und "Muss das denn jetzt sein" — reagierten die Teilnehmer mehr oder minder entsetzt.

Doch letztlich siegte bei den meisten die Neugierde. Immer mehr Teilnehmer überwanden ihre Angst und traten nach vorne an den Tisch, um sich die Tiere aus der Nähe anzuschauen. "Ich kann nicht glauben, dass ich mich so nah an die Vogelspinnen heranwage", sagte Lisa Hettkamp, die die Hand ihres Freundes nicht losließ. Die richtig Mutigen unter den Spinnen-Phobikern gingen sogar noch einen Schritt weiter und ließen sich ein haariges Krabbeltier auf die Hand setzen. "Es ist nicht selten, dass sich am Ende des Workshops alle Teilnehmer wagen", sagte Schroeder.

Allerdings bleibt die Frage: Was nutzt der Kontakt zur Vogelspinne, wenn uns in unseren Breiten in der Regel nur schwarze, blitzschnelle Hausspinnen begegnen? Als Schroeder ein solches Exemplar hervorzog und sich über den Arm krabbeln ließ, da gab es keinen Teilnehmer mehr, der nicht die Flucht nach hinten antrat.

(RP/rl)
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