Pläne für Duisburger Outlet-Center Das sind die Argumente der DOC-Macher

Duisburg · Kurt Krieger, seine Projektleiterin Edda Metz und Sebastian Sommer von Investor Neinver fordern im RP-Gespräch mehr Sachlichkeit in der Diskussion um den Bau eines Designer Outlet Centers (DOC) in Duisburg. Wir haben sie mit den Argumenten der DOC-Gegner konfrontiert.

Duisburg: So sieht das ehemalige Güterbahnhofgelände aus
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Foto: Christoph Reichwein

Argument der DOC-Gegner: Ein Outlet Center schadet dem Handel in der Innenstadt.

Krieger, Metz und Sommer: Ein Outlet Center ist kein Einkaufszentrum. "Von den 70, 80 Marken, die wir im DOC anbieten wollen, gibt es in Duisburg maximal fünf Prozent. Wir nehmen niemandem etwas weg", so Sommer.

Die Stadt Duisburg hat gar nichts von einem DOC. Die Filialisten bezahlen ihre Steuern entweder gar nicht oder anderswo.

"Das ist nicht wahr", so Krieger. Es gebe zwei Alternativen: Entweder gelte das Prinzip der Zerlegung — wo jede Filiale am jeweiligen Standort zahlt — oder es wird eine eigene Gesellschaft am Standort Duisburg gegründet. "In beiden Fällen kassiert die Stadt Gewerbesteuer, und die Grundsteuer kommt der Stadt ohnehin zugute."

Die Besucher des DOC kommen nicht in die City, weil es zu weit weg ist.

"Das Center rechnet sich schon bei rund zwei Millionen Besuchern im Jahr", so Sommer. Wenn nur zehn Prozent der DOC-Besucher auch in die Innenstadt kämen, wären das rund 200.000 potenzielle zusätzliche Kunden in der Stadt.

Oberhausen ist ein Beleg dafür, wie sehr ein großes Einkaufszentrum einer Innenstadt schaden kann.

"Ein Outlet Center ist nicht mit einem sonstigen Einkaufszentrum vergleichbar. Zu einem Outlet Center kommen Kunden auch aus größerer Entfernung, und sie kaufen im Regelfall mehr als in einem Einkaufszentrum, in dem man auch eher alltägliche Einkäufe macht", so Sommer. Auf der Homepage des DOC ( "http://www.einstueckduisburg.de/" ) werden die Oberbürgermeister von Zweibrücken und Neumünster zitiert. In diesen Städten gibt es große Outlet Center. "Meine Bedenken haben sich nicht bestätigt. Vielmehr sind meine damaligen Hoffnungen erfüllt worden, dass diese neue Handelsform positiv für die gesamte Region ist", sagt Zweibrückens OB Kurt Pirmann. Neumünsters OB Dr. Olaf Tauras: "Wir streben grundsätzlich eine enge Zusammenarbeit mit dem lokalen Handel an und sehen das Outlet nicht als Konkurrenz zur Innenstadt."

Schon jetzt gibt es einen Stillstand in der City durch ein drohendes Outlet Center.

"Das Modelabel Zara hat für den Standort im Forum unterschrieben, gerade erst hat TKMaxx im CityPalais eröffnet. Das zeigt, dass durchaus Investitionen in der Innenstadt getätigt werden", meint Sommer. Das belege auch das Vorhaben von Fokus Development an der Düsseldorfer Straße, wo neben dem Ankermieter Edeka auch Shops mit junger Mode angesiedelt werden sollen.

Die Bürgerinitiative "Ja zu Duisburg" zeigt, dass die Mehrheit der Duisburger gegen ein DOC ist.

Die Bürgerinitiative sei vor allem eine "Händlerinitiave", argumentieren die DOC-Macher. "Bei Diskussionen mit Bürgern stellen wir immer wieder fest, dass fast ausschließlich die Älteren DOC-Gegner sind, die Jüngeren seien da anders eingestellt", so Edda Metz. Die "Brexit-Generation" habe Angst vor Neuem und lehne Änderungen grundsätzlich ab. An anderen Standorten, so Sommer, sei die Haltung der Industrie- und Handelskammer auch erst ablehnend gewesen. Nach der Etablierung eines DOC habe sich auch die IHK-Haltung grundsätzlich geändert.

Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Kommt das DOC nach Duisburg, wird das Geld an anderer Stelle — zum Beispiel in der Innenstadt — eben nicht ausgegeben.

"In NRW gibt es Ochtrup ein Outlet Center, das in Bad Münstereifel fällt in engerem Sinn nicht darunter. Dazu kommt das von McArthur Glen in Roermond. Der Standort Duisburg wäre daher ideal als Lückenschluss", so Sommer. Es gibt Überlegungen für den Standort Werl, für das niederländische Zevenaar unweit von Emmerich und im Bergischen Land mit Remscheid, Wuppertal und Solingen gleich drei interessierte Städte. Ein weiteres Outlet Center käme also so oder so — und damit entscheidet sich, wo der Euro ausgegeben wird. "Es ist deshalb wichtig für Duisburg, in diesem Windhundrennen schnell dabei zu sein", meinte der Neinver-Mann.

Selbst wenn der Bürgerentscheid positiv für ein DOC ausfällt, dauert es noch sieben bis zehn Jahre, bis das Center tatsächlich realisiert werden kann. Das liegt an langen Genehmigungsverfahren und möglichen Klagen. Die jahrelange Ungewissheit lähmt Investitionen in der Innenstadt.

"Bis zur Verwirklichung kann es deutlich schneller gehen. Wir haben durch die ursprüngliche Planung für das Möbelhaus schon eine Menge Vorarbeit geleistet", sagt Edda Metz. Das betreffe insbesondere Untersuchungen in den Bereichen Umwelt, Verkehr oder Lärm. Diese Gutachten müssten für ein DOC lediglich modifiziert werden. Krieger verweist darauf, dass die Stadt Düsseldorf für eine Möbelansiedlung eine Klage wieder zurücknahm, nachdem dort ein Gutachten nachgebessert worden war.

Fällt der Bürgerentscheid positiv für ein DOC aus, werden die Bürger nicht mehr gefragt.

"Die Messe ist dann noch lange nicht gelesen. Auch in den anschließenden Verfahren gibt es Bürgerbeteiligungen, Anhörungen oder Workshops. Und selbstverständlich können Bürger wie in anderen Genehmigungsverfahren auch Einwände erheben", so Edda Metz.

Neinver und Krieger sind nur auf Profit aus. Duisburg ist ihnen egal.

"Nachdem es mit unseren Plänen für einen Möbel-Standort in Duisburg vorbei war, hatten wir das Grundstück schon abgeschrieben. Aber das Grundstück gehört mir noch, und im Grundgesetz steht: Eigentum verpflichtet", so Krieger. Weil ihm Duisburg eben nicht egal sei, wolle er hier auch etwas bewegen. Krieger: "Ein bisschen Glanz in der Hütte kann Duisburg nicht schaden."

Mit dem Bekenntnis, keinen Plan B zu haben, wählt Krieger das Mittel der Erpressung: Wenn es kein DOC gibt, tut sich auf dem Güterbahnhofsgelände über Jahre hinweg gar nichts mehr.

Etwas anderes als ein DOC sei nicht so ohne weiteres nicht auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände zu entwickeln, argumentieren die Entwickler. Der Foster-Plan sei nicht umsetzbar. "Und Wohnbebauung funktioniert nur, wenn der Lärm von einer Seite kommt. Hier kommt er aber mit der Bahn und der A 59 gleich von zwei Seiten", so Krieger.

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