Duisburg Ostfriesenverein Niederrhein steht vor dem Aus

Duisburg · Rheinhausen "Solang ik noch de Hand kann rögen, will ik noch för de Heimat plögen." Solang ich lebe, will ich mich um die Heimat kümmern, ist der Kern dieses ostfriesischen Sprichworts. Und ein bisschen ist es auch das Lebensmotto von Adalbert "Bert" Sebes, der einst von der Insel Norderney ins Rheinland kam und 1977 am Friemersheimer Kruppsee den Ostfriesenverein Niederrhein gründete.

Kurz nach der Feier zum 35-jährigen Bestehen blickt Ehrenpräsident Sebes "mit einer Träne im Knopfloch" in die Zukunft. "Man sieht förmlich, wie der Verein kaputt geht und kann nichts dagegen tun", klagt er. Von einst 100 Mitgliedern sind noch 25 an Bord. Der Nachwuchs fehlt an allen Ecken und Enden. Kamen in den 1950er und 60er Jahren noch zahlreiche Ostfriesen ins Rheinland, um hier zu arbeiten, ist der Strom heute längst versiegt. Sebes meint den Grund zu kennen: "Die Jugend bleibt in Ostfriesland, durch den Fremdenverkehr gibt es dort genug zu tun. Wir können die jungen Menschen ja nicht an den Haaren herbeiziehen."

Wenige "snacken" Platt

Vernünftiges Vereinsleben komme nicht mehr zustande, aber Sebes gibt sich kämpferisch: "Wir machen weiter, solange es geht." So trifft man sich in kleiner Runde zum Tee und "snackt" über dies und das, auch wenn "nur noch wenige dabei sind, die Platt sprechen". Ohne Traditionspflege mache der Verein keinen Sinn mehr, so Sebes, der kurzzeitig als Schwimmmeister am Kruppsee arbeitete und später von der Berufsfeuerwehr Essen zum Taucher ausgebildet wurde.

Etliche Jahre stellte der Ostfriesenverein in der Rheinhauser Fußgängerzone den traditionellen Maibaum auf, war im Fernsehen und im Radio präsent. "Wir haben immer versucht, Werbung für Ostfriesland zu machen", sagt Sebes.

Neben dem Teekreis bleibt derzeit noch die Strickrunde der Damen und "die Jüngeren, die noch dabei sind, boßeln gern". Boßeln ist ein in Ostfriesland und Norddeutschland weit verbreiteter Sport, bei dem Kugeln geworfen werden. Im Norden sagt man, der Friese lernt zuerst das Laufen und dann das Boßeln. Was davon im Rheinland bleibt, ist ungewiss. Sebes: "Die alten Kämpfer für die Heimat sterben leider langsam aus."

(RP/ac)
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