Duisburg Originelles Heimspiel mit überwältigenden Klangfarben

Duisburg · Salvatorkantor Marcus Strümpe beendete die Saison der Sommerlichen Orgelkonzerte mit einem Konzert im Rahmen des Orgelfestivals Ruhr.

 Salvatorkantor Marcus Strümpe spielte zum Duisburger Ausklang des Orgelfestivals.

Salvatorkantor Marcus Strümpe spielte zum Duisburger Ausklang des Orgelfestivals.

Foto: rp-archiv

Die Saison der Sommerlichen Orgelkonzerte in Duisburg ist beendet. Nach der katholischen Kirche St. Ludger in Neudorf und der evangelischen Friedenskirche in Hamborn gab es jetzt das letzte Orgelkonzert des Sommers in der Salvatorkirche. Es ist inzwischen zur schönen Tradition geworden, dass dieses von Salvatorkantor Marcus Strümpe gespielt wird, im Rahmen des Orgelfestivals Ruhr "Klangraum Europa". Wie schon seit einigen Jahren, mit einem Höhepunkt im Kulturhauptstadt-Jahr 2010, ist dieses verdienstvolle Festival ein großer Erfolg. In den evangelischen Hauptkirchen von Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Mülheim gibt es jeden Sommer je zwei attraktive Orgelkonzerte, jeweils eines von dem lokalen Kantor und eines von einem Interessanten Gast aus ganz Europa.

Klar, dass das große gotische Gotteshaus am Burgplatz auch diesmal gut gefüllt war. Das lag sicherlich nicht nur am Heimvorteil des Organisten und daran, dass man beim Orgelfestival Ruhr dankenswerterweise das Spiel des Organisten durch eine Videoübertragung auf einer Leinwand im Kirchenschiff verfolgen kann, sondern auch an seinem originellen Programm.

Es begann mit dem gelegentlich in Konzerten zu hörenden "Grand Dialogue" von Louis Marchand. Der war Hoforganist Ludwigs XIV. von Frankreich und, wie Marcus Strümpe es in seiner obligatorischen Einführung vor dem Konzert sagte, "offenbar ein äußert selbstbewusster Mensch, um es mal freundlich auszudrücken". Bekannt ist er aber vor allem noch durch eine Legende: Noch vor einem geplanten Orgelwettstreit mit Johann Sebastian Bach in der Dresdner Frauenkirche soll er fluchtartig die Stadt verlassen haben, weil er seinen Gegenspieler beim Üben gehört hatte. Schlüssig folgte darauf in der Salvatorkirche jene für die damalige Zeit exzentrische "Pièce d'Orgue" (Fantasie) G-Dur BWV 572, in der Bach das auf die Spitze trieb, was er von der französischen Orgelmusik gelernt hatte.

Und dann zu etwas ganz anderem, nämlich einer Erinnerung an die Hammond-Orgel der 1970er Jahre, mit "Jazzman Swing" von dem 1939 geborenen Adalberto Guzzini, das dieser für "organo elletrico" schrieb, das aber auch auf der Pfeifenorgel gute Figur macht. Und dann kam das mit 20 Minuten Spieldauer längste Stück der Stunde, nämlich "Riff-Raff" (der Titel bedeutet so viel wie "Hin und Her") von dem Engländer Gilles Swayne. Jahrgang 1946. Laut Marcus Strümpe nehmen es immer Organisten in ihre Programme auf. Es zeigt, wie man mit ganz gewöhnlichen Akkorden ganz neue Musik machen kann und mit berechneten Rhythmen einen lebendigen musikalischen Kosmos erschaffen.

"In memoriam Titanic" von dem Franzosen Joseph Bonnet ist zunächst eine gängige Choralfantasie über "Nearer, my God, to thee". Da dies aber der Choral ist, den die Bordkapelle auf dem sinkenden Schiff gespielt haben soll, meint man hier eine regelrechte Unterwasser-Musik zu hören mit Motorengeräuschen und dergleichen, am Ende ein sanftes Gleiten nach unten - sehr eindrucksvoll. Da brauchte es den glänzenden Abschluss mit dem "Carillon de Westminster" op. 54 Nr. 6 von Louis Vierne.

Marcus Strümpe spielte das alles mit mehr großer Geste und flächiger Linie als mit prägnanter Artikulation. Aber wie auch Peter van de Velde holte er überwältigende Klangfarben aus "seiner" Orgel, was den großen Erfolg des Konzerts letztlich sicherte. Natürlich gab eine Zugabe – einen Tango.

(RP)
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