Serie Unser Rhein (Folge 2) Orangeroter Himmel - das war einmal

Duisburg · An kaum einer Stelle hat sich die Rheinfront so gravierend verändert wie auf der westlichen Flussseite nördlich von Krefeld.

 Das Bayer-Werk bestimmt die Rheinkulisse auf der dem Duisburger Süden gegenüberliegenden Krefelder Fluss-Seite.

Das Bayer-Werk bestimmt die Rheinkulisse auf der dem Duisburger Süden gegenüberliegenden Krefelder Fluss-Seite.

Foto: Stephan Kaluza/rheinprojekt-edition

Nördlich von Krefeld hat sich die Rheinfront in Duisburg in den vergangenen Jahrzehnten gleich drei Mal völlig verwandelt: Die Krupp-Hüttenwerke wichen zunächst einer Brachfläche, die sich seit 2000 kontinuierlich füllte, nachdem die 265 Hektar große Fläche auf der westlichen Rheinseite zum Logistikgelände Logport umgewidmet wurde.

Heute sind die Containerbrücken des D3T-Terminals schon von weitem zu sehen, und am nordwestlichen Ende des Logport-Geländes wirken die vielen Autos und Kleintransporter, die hier namhafte Automobillogistiker "zwischengelagert" haben, wie ein riesiger Parkplatz.

1993 wurde das traditionsreiche Hüttenwerk Rheinhausen endgültig dicht gemacht, nachdem sich der Arbeitskampf Ende der 1980er Jahre über Wochen hingezogen und für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Die demonstrierenden Stahlarbeiter auf der blockierten Rheinbrücke zwischen Rheinhausen und Hochfeld, seitdem "Brücke der Solidarität" genannt, wurden zum Symbol des Widerstandes. Der war letztlich vergeblich. Die Demontage des Hüttenwerks in den 1990er Jahren hatte zunächst eine riesige Brachfläche an der westlichen Rheinseite zur Folge. Zwischen der idyllischen Rheinaue Friemersheim und der markanten Brücke der Solidarität arbeiteten 1993 noch rund 6000 Menschen. Ein paar Jahre später tat sich hier scheinbar gar nichts mehr. Der Strukturwandel vollzog sich hier langsam, aber dann auch stetig.

Inzwischen bestimmen die großen Hallenkomplexe der Global Player wie Kühne + Nagel, Yusen oder Rhenus die Szenerie. An Stelle des einstigen Werkshafens gibt es nun ein trimodales Terminal, das mit Schiffen genau so angesteuert werden kann wie mit der Bahn oder dem Lkw.

Duisburgs Hafen-Chef Erich Staake erinnert auch heute noch immer wieder gerne daran, wie er mit den Verantwortlichen von Kühne + Nagel vor rund 15 Jahren eine Tour über die eigentlich ziemlich "tote" Brachfläche fuhr. "Kühne hat an den Erfolg geglaubt", erinnert sich Staake. Was sich seinerzeit noch niemand vorstellen konnte: Logport wurde eine Erfolgsgeschichte, die nun möglichst oft "kopiert" werden soll. Logport II, genau gegenüber auf der anderen Rheinseite, wurde spätestens dann zur Erfolgsgeschichte, als Audi die Fläche für sich entdeckte. In dem inzwischen in Betrieb genommenen CKD (Completely Knocked Down)-Logistikcenter werden Komponenten für Audi-Modelle an die Produktionsstätten in Südostasien und Mexiko verschifft. Dies war gleichzeitig eine der letzten größten Ansiedlungen eines namhaften Ansiedlers in Duisburg, denn Platz für weitere größere Logistikflächen gibt es nicht mehr. Schon Logport III in Hohenbudberg, an der Grenze zu Krefeld-Uerdingen, fällt deutlich kleiner aus. Logport IV wird schon nicht mehr in Duisburg entwickelt: In Kamp-Lintfort laufen zurzeit die Vorbereitungen für ein weiteres Logistikzentrum, das einen direkten Anschluss an den Duisburger Hafen erhalten soll. Logport V, VI und VII sind keine Utopie mehr - nur eben nicht mehr in Duisburg.

Während sich früher bei Hochofenabstichen in der Dunkelheit der Himmel über Rheinhausen, über dem Rhein und über der Umgebung bis ans gegenüber liegende Ufer rotorange färbte, sind die Auswirkungen heute ganz anderer Natur: Der Lkw-Verkehr nimmt immer größere Dimensionen an, die Schaffung von "Logistik-Diagonalen" in und um Duisburger herum bleiben eine große Herausforderung für die Zukunft.

(RP)
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