Duisburger Veranstaltungsreihe Offenes Atelier mit vielen Gastkünstlern

Duisburg · Auch das zweite Wochenende bescherte den Freunden der beliebten Duisburger Veranstaltungsreihe viele Aktionen und Ausstellungen.

 Brigitte Böckmann-Jennen vor ihren Papiertüten als Installation.

Brigitte Böckmann-Jennen vor ihren Papiertüten als Installation.

Foto: Olaf Reifegerste

Von den rund 170 teilnehmenden Künstlern des „Offenen Ateliers DU 2019“ waren etwa zehn Prozent sogenannte Gastkünstler. Diese und die teils dazugehörigen Ausstellungen bildeten eine Art Schwerpunkt in diesem Jahr. So bot allein das städtische Kultur- und Freizeitzentrum (KFZ) in Rheinhausen drei Gastkünstlerinnen eine Präsentationsbühne für ihre Werke. Brigitte Böckmann-Jennen, betreut von den im KFZ fest beheimateten Künstlern Elisabeth Höller, deren neueste Arbeit unter dem Arbeitstitel „Vorhang“ ein sehenswertes Video über korrespondierendes Still- und Lautleben zwischen einem Hotelzimmer auf Zypern und einer Spielhalle in Liverpool wiedergibt, und Peter Steinebach, als auch Cornelia Koslowski, betreut von der KFZ-Objektkünstlerin Yvonne Höfs, stellten auf den jeweiligen Fluren ihre Arbeiten aus.

Böckmann-Jennen, die vor fünf Jahren hier selbst ein Atelier hatte, zweieinhalb Jahre lang in Berlin lebte, nun aber in die Region wieder zurückkehrte, arbeitet derzeit mit Papiertüten als Installation. Manche davon werden „einfach nur bemalt und hinter Glas gebracht“, sagt sie, „andere wiederum werden bei etwa 700 Grad Celsius in Glas eingebrannt, die man dann aber nur noch als Asche sieht.“ Mit ihrer Arbeit als Bildende Künstlerin schafft sie damit Werke der Verwandlung. Anders dagegen arbeitet Cornelia Koslowski: Sie ist Malerin und verwendet bei ihrer Arbeit Acryl, teils Kreide, meist großflächig mit dem Spachtel auf Leinwand aufgetragen. Eigentlich sind (fast) alle ihre farbkräftigen Bilder im Hochformat entstanden, doch gehängt sind manche davon auch im Querformat.

 Ein Werk von Cyrus Overbeck – zu sehen in der Ausstellung „The War“.

Ein Werk von Cyrus Overbeck – zu sehen in der Ausstellung „The War“.

Foto: Olaf Reifegerste

Eine weitere Station auf dem Weg durch die Duisburger Kunststätten führte in das Atelier- und Künstlerhaus Hafenkult nach Neuenkamp. Hier erwartete den Besucher eine Ausstellung, die Teil eines derzeit vom Bundesverband Bildender Künstler (BBK) ausgeschriebenen Ausstellungsprojektes ist. Titel: „Postdigital – Von A nach B nach A“ in der Reihe „Zeitgleich-Zeitzeichen 2019“. Die Ausstellung „Surface“ von Fee Brandenburg und Katrin Roth nahm dabei Bezug auf das BBK-Thema und zeigte malerische und grafische Werke, die erst in letzter Zeit entstanden sind. Dazu schrieben die beiden auf der Hafenkult-Homepage: „Die permanente Konfrontation mit digitalen Bildwelten und die schnelle Informationsflut beeinflussen den Konsum von Bildmaterial und verändern unsere Sehweise. Es stellt sich die Frage, wo sich klassische Gattungen der bildenden Kunst, wie zum Beispiel die Druckgrafik und die Malerei heute positionieren und welche Auswirkungen in der Entwicklung sichtbar werden. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Einfluss des Digitalen auf die künstlerische Umsetzung.“ Ausgestellt wurden 32 Arbeiten, davon 19 von Brandenburg und 13 von Roth.

 Katrin Roth (l.) und Fee Brandenburg vor ihren Werken „Faroe Coastline“ (an der Wand rechts) und „Daily II“.

Katrin Roth (l.) und Fee Brandenburg vor ihren Werken „Faroe Coastline“ (an der Wand rechts) und „Daily II“.

Foto: Olaf Reifegerste

Eine Ausstellung, die für viel öffentlichen Gesprächsstoff sorgte und nicht im offiziellen Stadtprogramm stand, war „The War“. In seinem Atelier „Alte Brotfabrik“ in Beeck zeigte der Künstler Cyrus Overbeck nämlich eine Rauminstallation, die die Bombardierung der Stadt Duisburg am 14. und 15. Oktober 1944 in neue Kontexte setzt. So wurde der bislang kaum beachtete Zusammenhang aufgezeigt, dass bei jedem Luftangriff für die vom Nationalsozialismus verfolgten Menschen, statt Angst, eher die Hoffnung auf Befreiung überwog. Dieser Grundgedanke entspricht vergleichbar der Sichtweise, wonach das kriegstreibende Nazi-Deutschland nicht kapituliert habe, sondern dass die Alliierten Deutschland vom Nationalsozialismus befreit hätten. Erstmals offiziell hat eine solche Deutung vom Kriegsende 1945 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner historischen Rede anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Krieges in Europa am 8. Mai 1985 verkündet. Diese Botschaft gilt im Übrigen als ein Meilenstein in der öffentlichen Aufarbeitung der NS-Zeit in Deutschland. Overbeck zeigt diesen Perspektivwechsel in einer dramaturgisch intelligent gebauten und gehängten Ausstellung auf bewegende bis beeindruckende Art und Weise. So ist zum Beispiel eine Arbeit zu sehen, in der sich zwei Soldaten begegnen. Als Text heißt es von ihm schlicht und einfach dazu: „Thank you!“

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