Duisburg Oestrumer fährt die "Tour d' Europe"

Duisburg · Der 48-jährige Peter Hüfken radelt im Jahr mehrere Tausend Kilometer. Im Sommer fährt er auf seiner eigenen großen Rundfahrt stets durch viele europäische Länder – und das ganz alleine. Radfahren ist für ihn zur Sucht geworden.

Die Statur passt so gar nicht zum Stereotyp eines Radsportlers. Groß, kantig, kräftig – Peter Hüfken ist ein Kerl wie ein Baum. Doch als er an diesem schönen Frühlingstag barfuß und in kurzer Hose auf seiner Couch sitzt, blitzen sie doch auf, die markanten Feinheiten eines Radlers, der ordentlich Kilometer frisst. Da wären die sehr durchtrainierten Waden und Oberschenkel. Dann diese typische Radfahrerbräune. Und erst das Gesicht. Zwei feine Narben zeichnen sich auf der linken Gesichtshälfte ab. "Da habe ich mich ordentlich lang gelegt. Seitdem bin ich nie wieder ohne Helm gefahren", erinnert sich Hüfken. Ist auch besser so, bei mehreren Tausend Kilometern, die der 48-Jährige jährlich im Sattel sitzt.

Eigentlich war der Oestrumer leidenschaftlicher Handballer. Für den OSC Rheinhausen, Bayer Uerdingen und den Moerser TV stand der Familienvater einst auf dem Parkett. Nach einem Kreuzbandriss war die Laufbahn mit Anfang 30 beendet. Eine Alternative musste her. Die Wahl fiel schnell auf den Radsport.

Seit 1994 fährt er jeden Sommer eine große Tour. Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich und Spanien – gewissermaßen seine eigene "Tour d' Europe". "Bei der ersten Tour waren es 1400 Kilometer", erinnert sich Hüfken. Mittlerweile sitzt er gut 15 Tage für 3000 Kilometer im Sattel seines Trekking-Rades. "Danach bin ich schon kaputt, aber nicht total am Ende", sagt der 48-Jährige. Anfang und Schluss seiner Rundfahrt sind meist identisch, dazwischen variiert der Oestrumer.

Jede Etappe beginnt schon in den frühen Morgenstunden, gegen drei oder vier Uhr. Zur Stärkung gibt's nicht kiloweise Nudeln, sondern ruhig auch mal ein Schnitzel. Die ein oder andere Pause pro Tag muss auch sein.

Jetzt sitzt Hüfken vor seinem Laptop und zeigt stolz die Fotos von wirklich historischen Radsport-Orten. Ob Col de la Madeleine, Col du Galibier oder Alpe d'Huez – der 48-Jährige ist die Berg-Klassiker der Tour de France alle schon selbst gefahren. "Ich wollte schauen, was das für ein Gefühl ist, die Alpenpässe zu fahren." Und? "Ein Super-Gefühl."

Bei Hüfken geht es aber um keine Rekordzeit. Die so berüchtigten Berge fährt er gemach. Fünf bis sieben Kilometer ist er da schnell. Drei bis vier Stunden braucht er für einen 20 Kilometer langen Anstieg, mit nicht selten auch sieben Prozent Steigung. Zwischendurch macht er auch mal ein Päuschen. "Ich fahre dann wie in Trance", berichtet er. Den "Dauerschmerz" spürt er dann gar nicht mehr – zu viel Adrenalin und Endorphine im Körper.

Ohne sein Rad kann der 48-Jährige nicht mehr. "Das ist wie eine Sucht für mich", sagt der Radsportler. Wenn er nachts nicht schlafen kann, steht er auf. Andere lesen ein Buch oder schauen fern. Er fährt Rad.

Inzwischen verbinden die Hüfkens ihren Urlaub mit den ambitionierten Radtouren. Ehefrau Petra und Tochter Pia fahren voraus und empfangen dann ihren sportlichen Gatten beziehungsweise Papa am Ziel seiner Reise.

Ehefrau Petra kann auf etwaige Mammut-Touren gerne verzichten. Soll der Gatte mal ruhig alleine fahren. "Ich bin am Anfang immer froh, wenn er weg ist. Er ist dann immer so rappelig", schildert sie lachend. Die Wiedersehensfreude ist aber immer besonders ausgeprägt. So geht es auch dem Radsportler selbst: "Ich genieße es, alleine zu fahren. Da kann ich wunderbar abschalten", sagt der Oestrumer. Doch nach ein paar Tagen der Einsamkeit freut sich Hüfken darauf, seine beiden Liebsten wieder in die Arme zu nehmen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort