Stellvertretende Tierheimleiterin Duisburg "Ob ich ein Lieblingstier hatte? Viele!"

Duisburg · Barbara Alten ist die stellvertretende Leiterin des Tierheims in Duisburg. In unserem Interview erklärt sie, warum Tiere im Heim nicht glücklich werden können und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen haben.

Diese Duisburger Tiere suchen ein Zuhause
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Frau Alten, sind Sie eher ein Hund- oder Katzen-"Fan"?

Barbara Alten Früher hätte ich spontan gesagt: Hunde. Aber seit ich im Tierheim arbeite, kann ich das ehrlich gesagt nicht mehr so beantworten. Seit ich die ersten Katzenbabies mit der Flasche aufgepäppelt habe, bin ich ich gleichermaßen Katzenfan.

Hatten Sie mal ein Lieblingstier im Tierheim?

Alten Eins? Viele! Das ein oder andere ist dann auch bei uns zu Hause eingezogen. Einer meiner größten Lieblinge war zum Beispiel Mischlingshund Struppi, der das Glück hatte bei mir im Büro anstatt im Zwinger zu sitzen. Er hat aber schnell ein neues Zuhause gefunden — allerdings nicht bei mir.

Warum haben Sie diese Rolle beim Tierheim übernommen?

Alten Mit diesem Job habe ich quasi mein Hobby zum Beruf gemacht. Es ist eine sehr vielfältige und abwechslungsreiche Tätigkeit.

Man hört immer, dass Tierheime chronisch überfüllt sind: Wie viele Tiere werden bei Ihnen jährlich eingeliefert?

Alten Durchschnittlich nehmen wir jährlich ungefähr 2200 Tiere (Hunde, Katzen, Kleintiere samt Vögel) auf. Den größten Anteil daran haben die Katzen.

Und wie viele sterben im gleichen Zeitraum?

Alten Das ist schwer zu sagen. Viele Tiere kommen bereits krank oder schwer verletzt hier an und schaffen es dann oft nicht. Aus dem Tierheimbestand haben wir die meisten Todesfälle bei den Katzen, und hier besonders bei den Babies und Jungtieren. Wir bekommen viele Babies ohne die Mutter. Diese sind oft nur sehr schwer durchzukriegen und sterben manchmal schon nach wenigen Tagen.

Wie schwer fällt es Ihnen Abschied von den Tieren zu nehmen?

Alten Wenn sie ein neues Zuhause bekommen, fällt der Abschied nicht schwer. Wenn sie im Tierheim sterben, ist es dagegen sehr schwer. Vor allen Dingen weil die Tiere kein Zuhause mehr gefunden haben und oft im Tierheim alleine sterben. Manche Tiere sterben hingegen leider schon nach kurzer Zeit im neuen Zuhause. Auch das ist sehr traurig, aber da ist es auch ein Trost, dass die Tiere, wenn auch nur für kurze Zeit, ein Zuhause hatten.

Was ist für ein Tier aus Ihrem Heim besser: Dass es ein regelmäßiges Leben im Tierheim hatte oder eines, bei dem das Tier zwar mehrere Besitzer, aber dafür nie ein konstantes Herrchen hatte?

Alten Das ist schwer zu beantworten. Es ist schon sehr belastend für ein Tier immer wieder wechselnde Besitzer zu haben, das kann auch unter Umständen schwere Verhaltensstörungen nach sich ziehen. Da ist dann oft Konstanz und Regelmäßigkeit im Tierheim auch eine Art von Therapie. Aber das wünsche ich mir nicht als Dauerlösung für ein Tier.

Was ist die beliebteste Erklärung, warum das Tier in Ihr Heim gegeben wurde?

Alten Momentan ist es eindeutig "Trennung vom Lebenspartner".

Können Sie das nachvollziehen?

Alten In den meisten Fällen nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auch nur eins meiner Tiere abgebe, wenn ich mich von meinem Partner trennen würde. Wenn man sich mit seinem Partner ein Tier anschafft, sollte man sich bereits vorher Gedanken machen, ob im Falle einer Trennung dann einer alleine in der Lage ist das Tier zu behalten. Allerdings lässt sich ja im Leben nicht immer alles vorausplanen und ich muss auch zugeben, dass ich schon Schicksale erlebt habe, bei denen ich dann auch schwer schlucken musste und mich fragte, was ich in dieser Situation machen würde.

Viele sagen, dass ihnen Tiere aus dem Heim nicht ganz "geheuer" sind - ist das ein Vorurteil?

Alten In gewisser Weise schon, weil man das nicht verallgemeinern kann. Die häufigsten Bedenken, die wir hören, sind, dass die Tiere Schlechtes erlebt haben und deshalb einen "Knacks" weg haben. Natürlich haben viele Tiere Schlechtes erlebt, aber sie sind deswegen nicht grundsätzlich gestört. Im Gegenteil: Viele Tiere blühen in ihrem neuen Leben mit positiven Erlebnissen regelrecht auf und geben dem Besitzer wirklich viel zurück.

Haben Sie denn selber Tiere?

Alten Ja, zwei Hunde, Katzen und Kaninchen — und alle sind aus unserem Tierheim.

(areh)
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