Nordwestbahn-Chef äußert sich zu Verspätungen RB 31: Neue Lokführer sollen es richten

Duisburg/Moers/Xanten · „Der Niederrheiner“, die Regionalbahn 31, soll Ende Mai wieder ganz regulär verkehren. 2018 gab es auf der Strecke zwischen Xanten und Duisburg 46.000 Minuten infrastrukturbedingte Verspätungen.

 Die Personalknappheit bei der RB 31 sollte bald behoben sein, Verspätungen wird es weiter geben.

Die Personalknappheit bei der RB 31 sollte bald behoben sein, Verspätungen wird es weiter geben.

Foto: RP/Markus Werning

In rund 80 Prozent der Fälle ist die DB Netze AG als Verantwortliche für Gleise, Anlagen, Schranken und Weichen Schuld an den infrastrukturell bedingten Verspätungen der RB 31. Da ist Rolf Erfurt sicher. Erfurt ist Geschäftsführer der in Osnabrück ansässigen Nordwestbahn und erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „In 80 Prozent liegt es an Dingen wie Signal- und Weichenstörungen, für die die DB Netze zuständig ist.“ In zehn Prozent der Fälle seien es externe Faktoren, nur in weiteren zehn Prozent seien es eigene Versäumnisse: „Zum Beispiel, weil ein Lokführer zu spät zur Arbeit kommt oder eine Türstörung für Verzögerungen sorgt.

Im vergangenen Jahr habe es bei der RB 31 insgesamt 46.000 Minuten Verspätungen aufgrund der Infrastruktur gegeben – das entspricht etwa 32 ganzen Tagen. Der Nordwestbahn-Chef verhehlt allerdings nicht, dass das Hauptproblem auf der Strecke fehlende Zugführer sind: „Im Bereich Niederrhein/Ruhrgebiet haben wir etwa 100 Lokführer, zurzeit fehlen uns noch acht.“ Dem soll mit einer Ausbildungsoffensive begegnet werden.

Zurzeit laufen zwei Kurse in Zusammenarbeit mit der NIAG in Moers, zwei weitere sollen in diesem Jahr noch anlaufen. Jeder Kursus besteht aus 15 Teilnehmern. „Zum Jahresende werden wir rund 50 angehende Zugführer in der Ausbildung haben. Aus der Erfahrung der Vergangenheit bilden wir über Bedarf aus, werden aber alle übernehmen, die ihre Prüfungen bestehen“, so Erfurt. Denn er geht davon aus, dass die Fluktuation unverändert hoch bleiben wird. „In der Vergangenheit wurden auch Lokführer gezielt abgeworben, zum Teil sogar mit Kopfprämien von bis zu 10.000 Euro. Inzwischen hätten sich die privaten Eisenbahnunternehmen dazu verpflichtet, beim Wechsel eines Lokführers zu einem anderen Bahnbetreiber dem ausbildenden Betrieb einen Teil der Ausbildungsvergütung zu erstatten.“

Hinzu kam, dass nach einer Tarifänderung ein Wahlmodell vereinbart worden sei: 2,6 Prozent mehr Gehalt oder alternativ mehr Urlaub. „90 Prozent haben sich dann für mehr Urlaub entschieden und unsere Personalnot dadurch noch verschärft“, so der NWB-Chef. Deshalb wirbt die Nordwestbahn noch einmal für die Ausbildung: „Wir stellen ein“, so Erfurt.

Bülent Durmaz von der Nordwestbahn, selbst ausgebildeter Zugführer, erläutert das Vorgehen: „Nach der Theorie werden Lokführer fahrpraktisch vorbereitet. Das bedeutet, dass sie erst einmal in kompletten Schichten begleitend mitfahren. Sie werden für jede Baureihe unserer Züge extra angelernt, und dann kommt noch die streckenbezogene Ausbildung hinzu.“ Das ist auch der Grund, warum die Nordwestbahn nicht einfach Zugführer von anderen Strecken da einsetzen kann, wo die Personalnot gerade besonders groß ist: „Sicherheit geht immer vor Pünktlichkeit“, so Durmaz.

Bei der Geschäftsführung der Nordwestbahn habe man durchaus Verständnis für den geballten Unmut der Pendler in den vergangenen Wochen und Monaten. „Das ist schon bei mir angekommen“, berichtet Rolf Erfurt. Inzwischen sei aber ein Ende der Personalknappheit abzusehen. „Bei der RB 31 gibt es derzeit an den Wochenenden noch einen Schienenersatzverkehr. Ende Mai ist das dann aber auch beendet, dann fahren auch an den Wochenenden wieder reguläre Züge.“ Die Regionalbahn 36 von Ruhrort nach Oberhausen, wo seit Februar gar kein Zug mehr fährt, soll Ende August wieder auf den Zugbetrieb umsteigen.

Die Verbesserung der Situation wird aber wohl auch künftig nicht verhindern, dass es zu Verspätungen kommt. „Ich bin erst heute Morgen nach Xanten und zurück gefahren. In beiden Fällen musste die RB 31 warten, bis Güterzüge die Strecke frei gemacht haben. Und die Verbesserung der Infrastruktur durch die DB Netze ist auch nicht kurzfristig umsetzbar“, so Erfurt.

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