Langfristige Corona-Strategie Niederrheinische Industrie- und Handelskammer warnt vor erneutem Lockdown im Herbst
Duisburg/Niederrhein · Die IHK lehnt eine Fixierung auf die Inzidenzwerte ab und fordert eine bessere Ausstattung der Gesundheitsämter. Bei einer Inzidenz von 50 müsse man nicht automatisch ganze Kreise oder Städte in den Lockdown zwingen.
(mtm) Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer fordert eine Corona-Strategie für die Zeit ab September, mit der ein weiterer Lockdown insbesondere für den Handel vermieden werden kann. „Wir müssen uns auf die Fokussierung auf die Inzidenzwerte verabschieden“, sagte IHK-Präsident Burkhard Landers am Dienstag in Duisburg.
„Einen weiteren totalen Lockdown können wir nicht zulassen. Es darf auch nicht sein, dass die Gesundheitsämter weiterhin per Telefon, Fax und zu Fuß unterwegs sind“, so Landers. Die Ämter müssten so ausgestattet sein, dass auch eine Inzidenz von 50 nicht sofort zu Verschärfungen führen müsse, weil die Kontakte nicht mehr nachverfolgt werden können.
Bei Corona-Ausbrüchen in Clustern müsse es doch möglich sein, einen Lockdown regional oder lokal zu begrenzen. „Bei einer Inzidenz von 50 muss man doch nicht gleich den ganzen Kreis Wesel zumachen.“
Landers hat darüber auch mit Chefarzt Dr. Thomas Voshaar vom Moerser Krankenhaus Bethanien gesprochen. In der Bewertung sei man sich einig gewesen: „Wir brauchen mehr Intelligenz, als immer nur abzuschließen.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger verwies auf rund 5000 theoretische und praktische Prüfungen, die Auszubildende im Kammerbezirk zu Pandemiezeiten abgelegt hätten. „Im Prinzip funktioniert das, wenn man es umsichtig macht.“ Im Rahmen der Prüfung habe es keine Infektionen gegeben, und auch an den Berufsschulen seien größere Ausbrüche ausgeblieben.
In der Bekleidungsbranche habe es im Einzelhandel im ersten Quartal dieses Jahres im Kammerbezirk (Duisburg und die Kreise Wesel und Kleve) einen Umsatzeinbruch von 44 Prozent gegeben, während der Online-Handel in diesem Bereich Steigerungsraten von 33 Prozent erlebt habe. Insgesamt hat sich die Stimmung der Wirtschaft am Niederrhein wieder gebessert.
Bei einer Umfrage von Unternehmen erklärten 37 Prozent, ihre Lage sei „gut“, 27 Prozent bezeichneten sie als „eher negativ“. Bei der vorigen Umfrage hatten sich positive und negative Bewertungen noch die Waage gehalten. „Um so wichtiger ist es nun, dass die Wirtschaft das Vertrauen in eine Strategie erhält, die einen weiteren Lockdown im Herbst verhindert“, so Landers.