Duisburg Newcomerin des Jahres 2010

Duisburg · Wenn eine Musikerin aus der deutschen Jazzszene in den letzten Jahren beständig mit Lob, Ehrungen und Auszeichnungen bedacht worden ist, dann die in Polen geborene und in Köln lebende Saxophonistin Angelika Niescier.

Die bislang drei Aufnahmen mit ihrem im Jahr 2000 gegründeten Quartett Sublim waren gern gesehene Gäste in den Jahresbestenlisten der einschlägigen Fachpresse, und für ihre aktuelle CD "Sublim III" wurde die 39-Jährige zuletzt mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet und die Bandleaderin bei der Verleihung des Echo Jazz 2010 als Newcomerin des Jahres geehrt.

Ein Name, der in keiner der lobenden Kritiken fehlte, war der von John Coltrane. Dass der Saxophon-Gigant als klanglicher Einfluss in ihrem Spiel unüberhörbar ist, weiß Angelika Niescier und steht dazu. "Ich bin Coltrane-geschädigt", sagt sie nicht ohne Koketterie. Dabei wirkt sie nie epigonal, sondern frisch und kraftvoll und übersetzt die Energie des Vorbilds in eine neue, moderne Form. Die sechs Stücke ihrer aktuellen CD wirken trotz ihrer Länge von bis zu 15 Minuten nie überladen oder aufgebläht, was das ausgeprägte Formgefühl der Komponistin belegt.

Dass sie sich auch auf lyrische Töne versteht, beweist Niescier gleich mehrfach, etwa in "Sirr", wobei Pianist Florian Weber als Begleiter und Solist glänzt. Weit mehr als eine bloße zusätzliche Klangfarbe ist der Gastauftritt von Mehdi Haddab an der arabischen Laute in der zweiteiligen "Oud Suite". Mit dem abschließenden "Thronk" verbeugt sich die Saxophonistin vor einem weiteren Großen des Jazz, dem Pianisten Thelonius Monk, und setzt den Schlusspunkt unter eine beeindruckende Platte, die zwischen Tradition und Moderne einen originellen neuen Weg weist. Auf dem Traumzeit-Festival wird Angelika Niescier ihren neuesten Streich vorstellen: Unter dem Titel "Glück Auf Jazz" befasst sie sich mit ganz anderen Traditionen. Für gemeinsame Konzerte ihrer Band mit dem Dinslakener Männergesangsverein Concordia hat sie Bergmannslieder arrangiert und verspricht einen sehenswerten Auftakt zum diesjährigen Festival. GUIDO DIESING

Angelika Niescier: Sublim III (Enja / Edelkultur), live beim Traumzeit-Festival mit dem MGV Concordia aus Lohberg am Freitag, 2. Juli, um 18 Uhr in der Gießhalle

(RP)
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