Duisburg Neuer Bürgerdialog: Jetzt sind auch die Duisburger gefragt

Duisburg · Bundeskanzlerin Angela Merkel will es wissen: "Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?" und "Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?" sind die zwei Fragen, die die Regierungschefin und Vize-Kanzler Siegmar Gabriel in den Raum gestellt haben. Nun sind die Bürger an der Reihe. Sie dürfen darauf nicht nur antworten, sondern sind sogar ausdrücklich aufgefordert, ihre Meinung öffentlich mitzuteilen - in bundesweit knapp 180 Dialog-Veranstaltungen. Eine davon ist für den 11. Juni in der Duisburger Volkshochschule (VHS) an der Königstraße 47 geplant. Hochrangige Politiker werden dann allerdings nicht dabei sein.

Die sogenannten Bürgerdialoge stehen unter dem Motto "Gut leben in Deutschland - Was uns wichtig ist". Die Bundesregierung will durch sie herausfinden, ob die Arbeit von Politikern mit den Vorstellungen der Bürger übereinstimmt - und vor allem, wo das nicht so ist. Die Erkenntnisse werden nach jeder Dialog-Veranstaltung protokolliert, nach Berlin geschickt und von einer Expertenkommission aufgearbeitet. Am Ende soll ein Aktionsplan entstehen. Dessen Ziel: die Verbesserung der Lebensqualität. Für den Duisburger Bürgerdialog Mitte Juni hat die VHS drei Stunden angesetzt, von 18 bis 21 Uhr. "Diese Zeit werden wir füllen", sagt Josip Sosic, Leiter des Fachbereichs Politische Bildung an der VHS, "und diese Zeit sollten sich die Besucher nehmen." Bildungsdezernent Thomas Krützberg verdeutlicht: "Wer kommt, darf nicht nur zuhören. Er sollte die Absicht haben, sich aktiv zu beteiligen." Geplant ist, die Bürger in kleinen Gruppen von bis zu acht Teilnehmern erarbeiten zu lassen, was für sie ein gutes Leben ausmacht. Danach werden die Ergebnisse zusammengetragen und in einer weiteren Gruppenphase vertieft. Als Moderator hat die Bundesregierung Arne Spieker vom Institut für Organisationskommunikation (IFOK) in Düsseldorf bestellt. "Darauf hatten wir keinen Einfluss", sagt Sosic, der zur Auftaktveranstaltung der Bürgerdialogen Mitte April in die Hauptstadt gereist war.

Zusätzlich schickt Berlin einen Mitarbeiter aus dem Auswärtigen Amt und einen aus dem Bundespresseamt als Beobachter nach Duisburg. Dass Politiker der Veranstaltung fernbleiben, schmälert für Sosic die Glaubwürdigkeit des Bürgerdialogs nicht. "Wenn jemand käme, würde das den Charakter der Veranstaltung verändern", sagt er. Gerade Bürger, die selten zu Wort kommen und beispielsweise nicht in Vereinen organisiert sind, sollten an diesem Abend frei reden können.

Laut Bildungsdezernent Krützberg ist der Bürgerdialog "ein echter Gewinn für Duisburg". Allerdings mit Einschränkung: "Wenn es keine Show-Veranstaltung wird." Er weiß, wie skeptisch Kritiker solch eine von Politikern initiierte Aktion beurteilen können. Um sie nicht zu bestätigen, muss für Krützberg am Ende der Dialoge ein konkretes Ergebnis stehen, etwa in Form von Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung. "Das erwarte ich", sagt er. VHS-Direktor Gerhard Jahn stimmt ihm zu. "Gerade in Zeiten der Politikverdrossenheit ist Glaubwürdigkeit für die Bürger sehr wichtig", sagt er. Die Veröffentlichung des Berichts ist für 2016 geplant.

Für die Teilnahme in Duisburg ist eine Anmeldung erforderlich. Die VHS plant 60 Besucher ein. Der Kontakt ist möglich per E-Mail unter j.sosic@stadt-duisburg.de oder telefonisch unter 0203 2833725.

(RP)
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