Duisburg Neuer Besitzer widerspricht Gerüchten

Duisburg · Armutsflüchtlinge werden schon bald das ehemalige Fromberger-Hochhaus bevölkern und die Gegend unsicher machen. Dieses Gerücht kursiert derzeit in Hochheide und Moers. Der neue Besitzer wehrt sich vehement dagegen.

Ein Gerücht geht um: Horden von Rumänen und Bulgaren überschwemmen die Landschaft und nisten sich in leerstehenden Immobilien ein. Jüngstes Objekt, das angeblich künftig von Sinti und Roma bewohnt werden soll, ist das marode ehemalige Fromberger-Hochhaus an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 in Hochheide.

Das Hochhaus steht seit dem Frühjahr 2011 leer. Sämtlichen rund 150 Mietparteien hatte der damalige Hauseigentümer "Fromberger Vermietung und Verpachtung" wenige Monate zuvor gekündigt. Rund 2,5 Millionen Euro hätten in den Brandschutz gesteckt werden müssen. Das wollte das Unternehmen nicht mehr investieren — weil es ohnehin schon einen Leerstand von 60 Prozent gab und das gesamte Wohnumfeld nicht mehr stimme, hieß es.

Seit wenigen Monaten gibt es wie berichtet einen neuen Besitzer: die Degag (Deutsche Grundbesitz Aktiengesellschaft) aus Hannover. Derzeit versucht das Hannoveraner Wohnungsbauunternehmen Altro Mondo die Immobilie in ihrem Auftrag zu vermarkten. Und genau hier setzen die Gerüchte an: Es wird gemunkelt, der neue Besitzer wolle die 320 Wohnungen in dem 20-geschossigen Objekt an Zuwanderer und Armutsflüchtlinge aus Südosteuropa vermieten. Es könne ein zweites "Problemhaus" wie das In den Peschen in Bergheim entstehen, das nicht aus den Schlagzeilen herauskommt.

Das wies ein Sprecher von Altro Mondo jetzt auf Anfrage entschieden zurück. Dieses Gerücht sei ein "Schreckgespenst", sagte er. "Wir werden doch nicht eine zweistellige Millionensumme investieren, um einen sozialen Brennpunkt zu schaffen."

Genau das befürchten aber viele, auf politischer Ebene vor allem die Homberger CDU. "Wir sitzen hier auf einem Pulverfass. Das Thema ist hoch brisant", sagte CDU-Fraktionschef Klaus Radny in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Homberg / Ruhrort / Baerl und warnte: "Hier könnte sich ein schwerer sozialer Brennpunkt herausbilden." Er forderte, dass die Politik "schnellstens informiert wird, was da auf uns zukommt". Sowohl die Stadtverwaltung als auch der neue Besitzer sollten sich zu den Plänen für das Hochhaus äußern. Bezirksamtsleiter Jürgen Scherhag antwortete darauf, dass noch "keine konkreten Pläne des Investors" vorlägen. Auch Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann rief zur Besonnenheit auf. Das Hochhaus sei derzeit gesperrt und müsse erst saniert werden, bevor vermietet werden dürfe. Bisher gebe es keine entsprechenden Bauvoranfragen.

Wie Altro Mondo unserer Zeitung jetzt mitteilte, habe man ganz andere Pläne als das, was derzeit im Stadtteil vermutet wird. Man plane eher hochwertigen Wohnraum. Das Unternehmen wolle "attraktive Wohnungen" mit einem "Concierge-Service" schaffen. Bis zur Realisierung würden aber noch mindestens drei bis vier Jahre vergehen, so der Sprecher.

Diese Pläne widersprechen im Grunde genau den derzeitigen Plänen der Stadt für das Hochheider Hochhausquartier. Das Planungsamt möchte, dass möglichst viele der Hochhäuser aus dem Stadtbild verschwinden, um das Quartier wieder aufzuwerten. Dies ist Teil des "Integrierten Handlungskonzepts", das Planungsdezernent Carsten Tum im Juni vorgestellt hatte.

Die Gerüchte, dass Sinti und Roma schon bald das ehemalige Fromberger-Hochhaus bevölkern werden, machen übrigens schon in Moers die Runde — auch auf politischer Ebene. Allen voran auch hier: die CDU. So wollte der Moerser Fraktionsvorsitzende Ingo Brohl, der gute Kontakte zur Homberger CDU pflegt, jetzt von Bürgermeister Norbert Ballhaus (SPD) wissen, was er gegen die Bedrohung aus dem Osten zu tun gedenke.

Wörtlich schrieb er: "Im Rahmen der Diskussionen um das sogenannte ,Duisburger Problemhaus' häufen sich die Gerüchte (!), dass eine Lösung über die Hochheider Hochhäuser in naher Zukunft dargestellt werden soll. Schon heute sind negative Auswirkungen durch das ,Duisburger Problemhaus' auch in Moers zu spüren. Bei einer teilweisen Verlagerung an die direkte Stadtgrenze ist zu vermuten, dass die benachbarten Moerser Stadtteile sowie die Innenstadt zusätzliche negative Auswirkungen erfahren." Er fragt, welche Maßnahmen getroffen wurden und werden, um "aggressives Betteln" in Moers zu verhindern und "Musizieren mit dem Hintergrund des Geldeinsammelns" zu regeln.

(RP)
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