Neue Brücke soll 100 Jahre halten Stahlkoloss auf dem Weg über den Kanal

Rund 30 Millionen Euro investiert die Deutsche Bahn für die neue Ruhrkanalbrücke zwischen Duisburg und Mülheim. Am Donnerstagmittag wurde mit dem Einschieben des rund 1600 Tonnen schweren Kolosses begonnen.

 Am linken Rand ist die neue Brücke auf dem Baufeld zu sehen. Sie soll in der Nacht von Freitag auf Samstag ihre endgültige Position neben den anderen drei Kanalbrücken einnehmen.

Am linken Rand ist die neue Brücke auf dem Baufeld zu sehen. Sie soll in der Nacht von Freitag auf Samstag ihre endgültige Position neben den anderen drei Kanalbrücken einnehmen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Mehmet Catikkas ist sichtlich stolz auf sein Projekt: „Ich wollte immer schon mal eine Brücke bauen“, erklärte er am Donnerstag, kurz bevor mit dem Einschub der 134 Meter langen Eisenbahnbrücke über den Ruhrkanal, die Ruhrorter Straße sowie einen Rad- und Fußweg begonnen wurde. Diese Brücke aus polnischem Stahl ist eine der größten ihrer Art, die die Bahn deutschlandweit verbaut. Sie ersetzt zwei ältere Brücken aus dem Baujahr 1911. Mehmet Catikkas geht davon aus, dass auch die neue Brücke gut ein Jahrhundert hält. Sie wird hauptsächlich vom Personen-Fernverkehr auf der Strecke Duisburg/Mülheim/Oberhausen genutzt.

„Sie wurde von einem Unternehmen in Polen gebaut und in 40 Schwertransporten über 800 Kilometer zum Baufeld gebracht. Dazu wurden 30.000 Tonnen Erde bewegt“, erklärt Boris Schönfeld, Projektingenieur der DB Netze AG. Wegen der gewaltigen Dimensionen war mit den Planungen bereits vor vier Jahren begonnen worden. Das Stahlmonstrum ist 14,65 Meter hoch und 8,29 Meter breit, obwohl die Brücke nur eingleisig und der Gleisbereich nur 4,50 Meter breit ist. Das liegt daran, dass links und rechts noch Flucht- und Rettungswege vorhanden sind.

Die Brücke wurde auf dem Baufeld an der Dörnerhofstraße auf ein Schwerlasttransportfahrzeug hochgebockt. Am Mittag setzte sich das selbstangetriebene Fahrzeug, das mit Hilfe eines Control-Panels ferngesteuert wird, Zentimeter für Zentimeter in Bewegung, beobachtet von einigen Schaulustigen aus sicherer Entfernung. Zurückzulegen sind rund 200 Meter nach vorn und dann noch einmal 50 Meter über dem Ruhrkanal seitlich. Dazu wird die Brücke auf einem Ponton abgestützt.

Die Verantwortlichen hoffen, die endgültige Position in der Nacht von Freitag auf Samstag erreicht zu haben. Dass es dann noch einige Tage braucht, bis der Bahnbetrieb hier wieder starten kann, liegt auf der Hand: Schließlich müssen noch Schotter, Schwellen und Schienen verlegt und die Oberleitung installiert werden. Die Oberleitung wird auf einer Länge von 500 Metern erneuert, 200 Meter neue Gleisanlagen werden ersetzt. Für die Widerlager an beiden Enden wurden rund 300 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von rund 1,20 Meter und einer Länge von bis zu acht Metern in den Boden gerammt.

Aufwändig gestaltete sich auch der Umgang mit den Versorgungsleitungen (Stickstoff, Öl, Telekommunikation, Gas und Schmutzwasser). „Eine durfte auch nicht länger als zwei Tage unterbrochen werden“, erläuterte Catikkas. Letztlich wurden sie als Dükerleitung unter den Ruhrkanal verlegt.

In Polen waren bis zu 300 Arbeiter in einer 400 Meter langen Halle zuvor damit befasst, die Brücke zunächst zu montieren und dann wieder auseinanderzunehmen. Erst als alles funktionierte, konnte sie in einzelnen Segmenten auf die lange Reise gehen. Die ersten Teile erreichten Duisburg bereits im Mai. In Duisburg haben in Spitzenzeiten bis zu 50 Beschäftigte gleichzeitig an den Vorbereitungen gearbeitet. Von den Baukosten von rund 30 Millionen Euro fallen mehr als die Hälfte auf die Brücke selbst. Die alten Brücken sind inzwischen bereits verschrottet.

Der Mittelpfeiler im Kanal zwischen den beiden alten Brücken wird nun nicht mehr benötigt. Er wird abgerissen, die Stelle renaturiert.

Für die Bahn ist die neue Brücke aber erst der Anfang: Drei weitere Brücken in der Ruhraue zwischen Duisburg und Mülheim sollen in den nächsten Jahren durch neue ersetzt werden. Die alten stammen alle noch aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

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