Duisburg Neue Pächter krempeln alles um

Duisburg · Saskia und Markus Weggen haben die Kantine über dem Fegro-Großhandel übernommen. Das junge Paar hat den Laden komplett renoviert und die Küche mit neuen Geräten ausgestattet. Auf den Tisch kommt nur noch frisch Zubereitetes – und plötzlich sind die vergrämten Kunden wieder da.

Rheinhausen Die Kantine ist kaum wieder zu erkennen. Das geschmacksneutrale schweinchenrosa an den Wänden ist verschwunden. Und auch die abgewetzten Tische samt Plastikstühlen mussten weichen. Der Boden ist geschrubbt, Kabel wurden neu verlegt. Die Wände sind nun in einem hellen Beige gestrichen – hier und da abgesetzt durch ein tiefes Rot, das gut zu den dunkelbraunen Holztischen und -stühlen passt. Alles ist weihnachtlich dekoriert. Teelichter schmücken die Tische, Tannenzweige die Wänden.

Blick für’s Detail

Saskia Weggen, die für die Dekoration zuständig war, hat einen guten Geschmack bewiesen, auch in der Auswahl der „Accessoires“: Antike Schränkchen, ein alter Küchenherd, ein kleiner Kamin, ein ausgedientes Bergwerkstelefon, Lampen, die ein gemütliches Licht erzeugen und Bilder an den Wänden sorgen dafür, dass die Besucher sich gar nicht mehr vorkommen wie in einer Kantine. Vielmehr haben sie das Gefühl, in einem Restaurant der gehobeneren Kategorie zu sitzen.

Von der alten Fegro-Kantine, die schon mehrfach in den Schlagzeilen war, weil die alten Pächter nicht mit den Leuten vom Großhandel zurecht kamen – sie hatten immer wieder betont, sie würden gemobbt, weil die Kunden ausblieben. Selber hatten sie aber nicht im Großhandel eingekauft – ist nicht mehr viel übrig. Auch nicht, was die Küche selbst angeht.

Saskia Weggens Ehemann Markus hat fast alle Geräte rausgeschmissen, weil sie veraltet und zum Teil „total verdreckt und verfettet“ waren, wie er erzählt. Alles wurde bis in die letzte Ecke grundgereinigt. Ein kurzer Blick zeigt: Hier könnte man theoretisch vom Boden essen, so sauber blitzt alles.

Und noch etwas ganz Wichtiges hat sich verändert: Markus Weggen kauft alle Zutaten unten im Großhandel ein und bereitet alle Gerichte frisch zu. Etwas, was sein Vorgänger Detlef Lefin nicht getan und was die „Kochprofis“ von RTL II, die Ende Mai dieses Jahres noch versucht hatten, die Kantine der Lefins ein wenig aufzupeppen und so vor dem endgültigen Aus zu bewahren, vor allem bemängelt hatten.

Kämpfen gegen schlechten Ruf

„Hier gibt es nichts Gesundes. Statt frischen Salaten und leichten Gerichten stehen hier nur frittierte Dickmacher und Todesbringer auf dem Speiseplan. Und alles Fertiggerichte oder aus dem Glas – sogar der Spargel, und das mitten in den Spargelzeit“, hatte Fernsehkoch Martin Baudrexel geschimpft.

Das ist jetzt anders: Alles wird frisch zubereitet. Markus Weggen hat sich auf Hausmannskost spezialisiert. Diese Woche stehen Gulasch, Lasagne, Eintöpfe, Reibekuchen, Schnitzel, gefüllte Paprikaschote und Seelachsfilet auf der Karte. Jeden Tag gibt es ein anderes Tagesgericht. Die Kunden können zudem zwischen zwei verschiedenen Tagesmenüs wählen oder sich an der Salatbar bedienen. „Wir müssen den schlechten Ruf unserer Vorgänger irgendwie loswerden“, sagt Saskia Weggen. Der Grundstein ist bereits gelegt: Die Mitarbeiter und Kunden von Fegro lassen sich wieder blicken, und man tauscht sogar freundliche Worte aus. Es geht also auch anders.

(RP)
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