Duisburg Neue Ideen für die "Metropole Ruhr"

Duisburg · Fünf internationale Planungsteams entwickelten auf Einladung des Regionalverbandes Ruhr Konzepte für die Ruhrregion der Zukunft. Jetzt wurden die Ergebnisse im Landschaftspark Nord präsentiert.

 Das Planungsteam "Neuland Ruhr" schlägt vor, dass problematische Stadtviertel wie hier im Bild Hochfeld zu Experimentalvierteln werden, von denen Impulse für die gesamte Region ausgehen können.

Das Planungsteam "Neuland Ruhr" schlägt vor, dass problematische Stadtviertel wie hier im Bild Hochfeld zu Experimentalvierteln werden, von denen Impulse für die gesamte Region ausgehen können.

Foto: andreas probst (archiv)

Die Zukunft der Ruhrregion zwischen Duisburg und Herne "anders denken" und neue Perspektiven aufzeigen: So lautete die Aufgabe beim "Ideenwettbewerb Zukunft Metropole Ruhr", den der Regionalverband Ruhr (RVR) mit Unterstützung des NRW-Wirtschaftsministeriums im April gestartet hatte. Fünf national und international besetzte Planungsteams wurden für diese Aufgabe nach einer entsprechenden Ausschreibung ausgewählt. Die Ergebnisse wurden jetzt im Landschaftspark Duisburg-Nord präsentiert.

 Unter dem Begriff "Schwammstadt", so der Vorschlag eines anderen Planungsteams, soll der Umgang mit Wasser unter anderen Vorzeichen gestaltet werden.

Unter dem Begriff "Schwammstadt", so der Vorschlag eines anderen Planungsteams, soll der Umgang mit Wasser unter anderen Vorzeichen gestaltet werden.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Wichtig war den Organisatoren im RVR, dass die Planer mit dem "Blick von außen" die Ruhr-Region betrachten. Entsprechend kamen die Planungsteams, denen Stadt- und Landschaftsplaner sowie Verkehrsexperten von privaten Büros und Universitäten angehörten, aus Berlin, Leipzig, Zürich, Rotterdam, Aachen und anderen Städten außerhalb dieser Region. Der eigentliche Wettbewerb ist für die Planungsteams mit der Auswahl schon beendet. Sie bekommen jeweils das gleiche Honorar, dessen Höhe sich, so der RVR, im Rahmen einer Aufwandsentschädigung bewege. Es liegt also nahe, dass für die künftigen Planungen die Ideen der Teams kombiniert werden können.

Ein Team möchte die Ruhrregion als "Netzwertstadt" mit den Bestandteilen "Zeitstadt", "Schwammstadt" und "Feldstadt" neu betrachten. Die "Zeitstadt" soll dem Begriff der Mobilität eine neue Wendung geben. Es geht letztlich um die Zeit, die man braucht, um ein Ziel erreichen zu können. Eine Pointe ist, dass manche Ziele auch einen anderen Ort bekommen können, um so näher am Menschen zu sein. Die "Schwammstadt" steht für eine Perspektiverweiterung im Umgang mit dem Thema Wasser. Die "Feldstadt" thematisiert den Umgang mit den großen landwirtschaftlichen Bereichen und den urbanen Resträumen der "Metropole Ruhr". Das Team schlägt darüber hinaus das Konzept der "54. Stadt" vor. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee der Gemeinschaft. Im Konzept heißt es dazu: "Die Ökonomie des Teilens wird als Entwicklungsmotor produktiv für die Vernetzung der Partikularinteressen eingesetzt. Sie vermittelt zwischen Kommunen, Unternehmen und Individuen."

Diesen Gedanken der "54. Stadt" wird in Varianten auch von anderen aufgegriffen. Beispielsweise vom Team, das ein "WiR"-Konzept entwickelt hat. Dabei geht es um das Zusammenspiel des "großen Wir" (regionale Handlungsebene mit den gemeinsamen Gütern Siedlungs- und Freiraum sowie Mobilitätsstruktur und Wissen) und dem "kleinen Wir", womit die lokale Kompetenz gemeint ist. Dieses Team schlägt ein neues Planungs- und Mitbestimmungssystem vor, das ein Identitätsgefühl fördern und zu mehr Lebensqualität führen soll. "Weg vom Tanker zum Flottenverband" heißt das Motto.

"Neuland Ruhr" hat ein anderes Team sein Konzept überschrieben, das von einer Bestandsaufnahme der Ruhrregion ausgeht. In dieser "Ruhr-DNA" wird auch der Wohnungsleerstand in ausgewählten Stadtteilen aufgelistet. In Bissingheim beträgt er nur 1,7 Prozent, in Bruckhausen 17,8 Prozent. Die "Neuland"-Philosophie liest sich so: "Angespannte Haushaltslagen, sozioökonomische Herausforderungen, ungenutzte Flächenpotenziale und fragmentarische Siedlungsstruktur fordern Mut zu neuen Lösungen jenseits der Strukturförderung." Eine Idee ist, dass Problemviertel zu Experimentalvierteln werden, wo neue Wege der Förderung und Motivation von Menschen, die es schwer haben, beschritten werden. Bisherige Negativfaktoren sollen künftig Impulsgeber werden, so das Ziel dieses Ansatzes.

Ein anderes Team arbeitete pragmatisch. Es entwickelte "Verkehrskorridore", die es ermöglichen, dass jedes Ziel in der Ruhr-Region innerhalb einer Stunde erreicht werden kann. Nicht zuletzt schlägt es vor, in der Region ein administratives und politisches Metropolenamt zu schaffen, das die gemeinsamen Interessen der Region nach außen vertritt.

Noch sei die Region keine Metropole, doch sie besitze dafür das entsprechende Potenzial.

(RP)
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