Duisburg Neue Brust ohne Silikon
Duisburg · Es müssen nicht unbedingt Silikonimplantate sein. Am Helios Klinikum wird in einem mikrochirurgischen Verfahren die Rekonstruktion der Brust mit Gewebe vom Bauch vorgenommen. Das hat zahlreiche Vorteile.
Etwa 20 bis 30 Mal im Jahr hat Prof. Dierk Mosny, Chefarzt der Frauenklinik in der Helios St. Johannes Klinik und im Brustzentrum Duisburg-Nord, eine äußerst unangenehme Aufgabe: Er muss einer Krebspatientin klar machen, dass die Amputation einer Brust für sie die beste Lösung ist. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der Tumor im Vergleich zur Brust relativ groß ist oder es gleich mehrere Tumore gibt. In vielen Fällen wünschen Frauen dann, dass die amputierte Brust rekonstruiert wird.
Das ist das Spezialgebiet von Dr. Jörn Redeker, Chefarzt in der Helios St. Barbara Klinik. Der plastische Chirurg kam 2010 von der Medizinischen Hochschule Hannover nach Duisburg. Redeker verzichtet beim Wiederaufbau der Brust auf Silikon und entnimmt stattdessen Gewebe vom Bauch der Patientin. Das wird mitsamt der Blutgefäße an Stelle der amputierten Brust eingepflanzt, die Blutgefäße unter dem Mikroskop an eine Arterie angeschlossen. Dabei werden die Gefäße regelrecht mit der Arterie vernäht. Später wachsen sie dort ganz normal an. Durch die Blutversorgung "lebt" die neue Brust, das heißt, sie wächst oder verkleinert sich bei Gewichtszu- oder -abnahme genau so wie die andere, gesunde Brust auch.
Hohe Präzision
Diese Form der "freien Lappenplastik" eignet sich sowohl für schlanke wie auch für fülligere Patientinnen. Sie kommt auch in Betracht, wenn es Probleme mit älteren Silikonimplantaten gibt. Die etwa vier- bis sechsstündige Operation verlangt eine hohe technische Präzision und Ausstattung. Sie ist wesentlich aufwendiger als die Einpflanzung eines Silikonimplantats und verlangt den Einsatz eines versierten Mikrochirurgen. "Ich bin sehr froh, dass wir dieses Verfahren bei uns anwenden können", sagt Mosny. Er schätzt, dass in Duisburg rund 500 Mamma-Karzinome (bösartige Brust-Tumore) behandelt werden müssen. In der Frauenklinik in der Helios St. Johannes Klinik werden jährlich insgesamt 120 Patientinnen mit Brustkrebs behandelt. Knapp 20 Prozent von ihnen kommen um eine Amputation nicht herum.
Betroffen sind meist Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. "Früherkennung ist bei Brustkrebs ganz entscheidend", erklärt Redeker. Durch die Einführung eines Mammografie-Screenings habe sich auch das Bewusstsein bei den Frauen im Hinblick auf Brustkrebs-Früherkennung deutlich verbessert. Alle zwei Jahre sollten Frauen bei dieser Vorsorge mitmachen.