Unsere Woche Neue Ära im Museum

Duisburg · In den Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hatte, wäre Raimund Stecker der richtige Mann am richtigen Ort gewesen. Als der unkonventionelle Kunstprofessor 2010 sein Amt als Direktor des Lehmbruck-Museums antrat, hatte man den Eindruck, dass er dort für frischen Wind sorgen würde. Stecker hatte viele Ideen, mit denen er das Duisburger Museum national und international groß herausbringen wollte. Mit einer Mammut-Ausstellung, wie sie in Duisburg in dieser Größenordnung noch niemals durchgeführt wurde, zeigte er, welches Potenzial im Lehmbruck-Museum steckt.

Nur vergaß er bei der Superschau zu Lehmbrucks "Kniender", dass hier die finanziellen Möglichkeiten beschränkter sind als die künstlerischen Bestrebungen. Das merkte er bald selber, als er den unsäglichen Vorschlag machte, eines der Hauptwerke der Museumssammlung, Giacomettis "Bein", zu verkaufen. Unglücklich war seine Umwandlung der Museumsarchitektur, als er in der offenen Empore im Neubau Wände einziehen ließ. Auch der Erwerb der leicht ironisch gemeinten David-Skulptur vor dem Lehmbruck-Museum ging schief, wie sich spätestens in dieser Woche zeigte, als die Monumentalfigur wegen vorhersehbarer Witterungsschäden demontiert werden musste.

Steckers Nachfolgerin Söke Dinkla hatte seit Mai 2013 die Aufgabe, von den Schulden, die Stecker in Kauf nahm, herunter zu kommen. Mit Ideen, die wenig kosten, versucht sie, das Lehmbruck-Museum in der starken Konkurrenz der anderen nordrhein-westfälischen Museen auf einem sichtbaren Platz zu halten. Die Rekonstruktion des Lehmbruck-Flügels nach dem Vorbild der Eröffnungsschau aus dem Jahr 1964 und der Rückbau der unplanmäßigen Wände im Neubautrakt, der mit einer Neupräsentation der Museumssammlung verbunden wird, sind gute Ansätze für eine neue Museumsära.

Bei aller Kritik an Steckers Amtsführung als Museumsdirektor sollte man seine Arbeit hier in Duisburg nicht gänzlich verteufeln. Stecker war es gelungen, die zum Teil schlummernden Qualitäten des Lehmbruck-Museums zu wecken. Er wies glaubhaft auf die Einmaligkeit des von Manfred Lehmbruck konzipierten Gebäudes hin, er fand den grandiosen Werbespruch, dass "die Anmut in Duisburg zu Hause ist" (womit er auf Lehmbrucks "Kniende" anspielt), und er pries in den höchsten Tönen den außerordentlichen Kunstschatz, der im Lehmbruck-Museum angemessen gepflegt und gezeigt werden muss.

Solche Ideen und Ansprüche bleiben.

peter.klucken@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort