Duisburg Napoleons Kanal

Duisburg · Während der Ferienwochen berichten unsere Reporter täglich von uralten Legenden und geheimnisvollen Orten in Nordrhein-Westfalen. Heute: Kaarst. Hier führt der Nordkanal entlang.

Neuss/Kaarst Die Geschichte des Nordkanals beginnt in Neuss im Jahr 1806 mit einem kleinen aber sehr mächtigen Mann. "Prise d'eau et l'epanchoir de l'erft MDCCCIX Napoleon empereur" ist am Staubecken der Obererft an der Selikumer Straße fein säuberlich in den grauen Stein gemeißelt. Die Inschrift beweist, wer damals in der Region das Sagen hatte: Von 1794 bis 1814 war das Rheinland fest in der Hand Napoleon Bonapartes. Hinterlassen hat der französische General, Staatsmann und Kaiser – neben einer "öffentlichen Ordnung" und klaren Verwaltungsstrukturen – ein niemals vollendetes Projekt, das am Neusser Sporthafen seinen Anfang nimmt: den "Grand Canal du Nord".

Um eine Schiffsverbindung zwischen dem einst französischen Hafen Antwerpen und den Handelszentren am Rhein zu schaffen, plante Napoleon seinerzeit eine Wasserstraße als Teil eines mitteleuropäischen Kanalsystems. Die Strecke sollte die damals nicht zum französischen Reich gehörenden Niederlande umgehen, um Zölle zu sparen. 1806 wurde mit dem Bau begonnen, 1810 waren bereits Teile des Kanals, der Becken, Schleusen und der dazugehörigen Wartehäuschen fertiggestellt. Allerdings fielen während der Bauzeit die Niederlande an Frankreich und Bonaparte stoppte den Bau des Nordkanals.

Das Epanchoir zum Beispiel, ein Einspeisungs- und Entlastungsbauwerk, das dazu dienen sollte, den Wasserstand des Kanals zu regulieren, gibt es seit 1809. Von von diesem Punkt aus, dort also, wo in Neuss die Obererft auf den Kanal trifft, führt der Nordkanal auch heute noch Wasser. Daran entlang führt von Neuss über Kaarst und Viersen bis in die Niederlande die "Fietsallee am Nordkanal" – 2009 als "Radroute des Jahres in Nordrhein-Westfalen" ausgezeichnet. Auf 100 Kilometern zieht sich die Strecke bis nach Nederweert.

Orientierung auf ihrer Tour bietet den Radfahrern ein blaues Band, das auf der Strecke alle interessanten Kunstwerke und kulturhistorischen Relikte verbindet. Auf Fietsallee-Infotafeln finden sie Wissenswertes rund um den Nordkanal sowie eine Übersichtskarte mit Radrouten und Sehenswürdigkeiten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort