Duisburg Nackt-Spielgruppe: Staatsanwalt ermittelt

Duisburg · Nach dem Wirbel um die Duisburger Kindertagesstätte Josefstraße – zwischen fünf und zehn Kinder hatten dort monatelang nackt gespielt, zudem soll es zu sexuellem Kontakt zwischen einem Jungen und einem Mädchen gekommen sein – hat das Jugendamt der Stadt jetzt durchgegriffen.

 Der umstrittene Duisburger Kindergarten.

Der umstrittene Duisburger Kindergarten.

Foto: ddp, ddp

Nach dem Wirbel um die Duisburger Kindertagesstätte Josefstraße — zwischen fünf und zehn Kinder hatten dort monatelang nackt gespielt, zudem soll es zu sexuellem Kontakt zwischen einem Jungen und einem Mädchen gekommen sein — hat das Jugendamt der Stadt jetzt durchgegriffen.

Der Kindergarten wird ab Montag für einen Monat geschlossen, das Personal dauerhaft auf andere Einrichtungen verteilt. Bis 5. Januar soll ein neues Team zusammengestellt werden. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht.

"Mit den Erziehern war keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich", sagt Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. "Das Vertrauen der Eltern war nicht mehr vorhanden." Die Kita-Leiterin war schon vor einigen Tagen beurlaubt worden. Die Versetzung der zwölf Erzieher — eine Kollegin, die erst kürzlich eingestellt wurde, soll bleiben — erfolgt nun auf deren eigenen Wunsch. Die Entscheidung wurde am Mittwochabend bei einer Elternversammlung bekannt gegeben. "Anfangs ging es hoch her, dann wurde es aber schnell konstruktiv", berichtet Sevket Avci.

Angesichts eines Ausländeranteils von zwei Dritteln an der Kita stellt der Vorsitzende des Beirats für Zuwanderung und Integration klar, dass die Debatte "absolut keine religiöse oder kulturspezifische Komponente hatte, sondern nur eine gesellschaftliche. Es waren sich alle Eltern einig, Christen und Muslime gleichermaßen, dass der Fehler in erster Linie darin lag, dass nicht alle von Anfang an über die Vorgänge informiert waren."

Noch habe keiner sein Kind abgemeldet, durch den radikalen Schnitt hoffe man, das Vertrauen der Eltern zurückgewinnen zu können, sagt Thomas Krützberg. Kinder, die auf Betreuung angewiesen seien, würden an der Josefstraße oder in anderen Einrichtungen weiter betreut, die übrigen blieben den Dezember über zuhause. Die neuen Erzieher würden aus anderen Kindergärten rekrutiert. Bereits ab 15. Dezember sollen sie dann erste vertrauensbildende Gespräche mit den Eltern führen.

Die Frage, ob den Kindern durch die Auswechslung des kompletten Teams vertraute Bezugspersonen verloren gehen, stellt sich für den Amtsleiter nicht. "Kindern fällt so etwas viel leichter, als Eltern glauben", sagt Krützberg, der auch betont: "Die Entwicklung kindlicher Sexualität ist in jedem Kindergarten jeden Tag ein ganz normales Thema." Kinder müssten die Möglichkeit haben, ihre Körper kennen zu lernen — "allerdings nicht in separaten Zimmern, und nicht ohne Wissen und Zustimmung der Eltern."

(RP)
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