Duisburg Nachts nur noch eine Streife

Duisburg · Zwischen 3 Uhr nachts und 10 Uhr morgens soll ab dem 1. April in Rheinhausen nur noch ein Streifenwagen im Einsatz sein. Ein Polizeibeamter warnt in einem anonymen Schreiben vor dramatischen Folgen.

 Im April 2011 durchsuchte die Polizei bei einer Großrazzia diverse Geschäfte. Illegales Glücksspiel, verbotene Sportwetten und Betrug wurden hier vermutet. Auch an der Rheinhauser Annastraße griffen die Ermittler zu.

Im April 2011 durchsuchte die Polizei bei einer Großrazzia diverse Geschäfte. Illegales Glücksspiel, verbotene Sportwetten und Betrug wurden hier vermutet. Auch an der Rheinhauser Annastraße griffen die Ermittler zu.

Foto: privat

In Rheinhausen und in Buchholz soll es ab dem 1. April eine Änderung der polizeilichen Grundbesetzung geben: Zwischen 3 Uhr nachts und 10 Uhr morgens soll jeweils nur noch ein Streifenwagen im Einsatz sein — bislang stehen in den Stadtteilen rund um die Uhr je zwei Streifenwagen zur Verfügung.

Dies geht aus einem anonymen Schreiben eines Polizeibeamten hervor, das unserer Zeitung vorliegt. Der Mann, der aus Angst vor "innerdienstlichen Schwierigkeiten" nicht namentlich genannt werden möchte, warnt eindringlich vor dieser "folgenschweren" Umstrukturierung, die, wie er schreibt, bereits "beschlossene Sache" sei und schon "als Verfügung zur Umsetzung vorliegt".

Wenn es hart auf hart kommt, so der Plan, soll das Polizeipräsidium in der Duisburger Stadtmitte aushelfen und ein Fahrzeug entsenden; die Personaldecke soll dafür aber nicht gestärkt werden. "Das kann von dort aus gar nicht geleistet werden", schreibt der Polizeibeamte. Außerdem sei die Entfernung nach Rheinhausen viel zu groß.

"Erheblich gefährlicher"

Der Beamte warnt davor, dass künftig, wenn jemand eine Ruhestörung oder einen kleineren Verkehrsunfall meldet, es für den Bürger zu längeren, "unzumutbaren" Wartezeiten kommen könnte, bis die Streife eintrifft. Zudem gebe es Einsätze, die mit einer Streifenwagenbesatzung allein taktisch "einfach nicht zu bewerkstelligen" seien, etwa bei Schlägereien unter mehreren Personen, bei Tumulten, wenn bei einem Verkehrsunfall eine Straße gesperrt werden muss, oder wenn bei einem Einbruch mehr als ein Täter unterwegs ist.

Seiner Einschätzung nach wird es aber noch viel dramatischere Konsequenzen geben: Die Neuerung, ist er sicher, werde das Einschreiten für die Beamten "erheblich gefährlicher" machen. Schon ein einfacher Streit mit einer körperlich überlegenen Person könne ohne weitere Unterstützung zu einem Problem werden. Und: Es könne ja auch vorkommen, dass im einzigen Rheinhauser Streifenwagen zwei Polizistinnen sitzen, die dann womöglich gar keine Chance hätten.

Gerade vor dem Hintergrund, dass es in Rheinhausen viele Brennpunkte gebe, etwa die Annastraße, und dass die Gewalt gegen Polizisten in Duisburg erheblich zugenommen habe, sei eine Streichung des zweiten Streifenwagens nicht zu verantworten. "Wenn die Bürger dieses Stadtteils nicht auf die Barrikaden gehen gegen diese polizeiliche Unterversorgung, dann werden die bereits zahlreich vorhandenen Ganoven Rheinhausen als ihr ,Schlaraffenland' auswählen."

Polizeisprecher Stefan Hausch wollte die Umstrukturierungspläne gestern weder bestätigen noch dementieren. "Das sind Polizei interne Angelegenheiten, zu denen wollen und können wir keine Stellung nehmen", sagte er, merkte aber auch an: "Dass wir Personal verschieben müssen, ist unser Alltagsgeschäft. Wir müssen mit dem Personal, das wir haben, das Beste rausholen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Wenn wir Strukturen verändern, geschieht das nicht böswillig."

(RP)
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