Problemhaus in Duisburg Nachbarn bezweifeln Sinn der Kontrolle
Duisburg · Es ist kurz nach zehn Uhr am Donnerstagvormittag. Die Kräfte des Ordnungsamtes und der Polizei, die drei Stunden zuvor in Richtung der Zuwandererhäuser In den Peschen 3-5 und Beguinenstraße 1-3 ausgerückt waren, packen ihre Sachen zusammen.
Vor den Häusern sitzen Männer in den mittleren Jahren und debattieren. Ihre offensichtlich schulpflichtigen Kinder spielen derweil Fußball mit einer Coladose. Die Erwachsenen wirken entspannt. Jetzt — der aufregende Teil des Morgens ist für sie überstanden — scheint es ihnen vorrangig darum zu gehen, das Erlebte gemeinsam aufzuarbeiten.
Um 7.15 Uhr waren 30 Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit Unterstützung von Übersetzern, Polizei und Jugendamt in Bergheim angerückt um festzustellen, wie viele von den 750 gemeldeten Menschen tatsächlich dort leben. Die Nachbarschaft verfolgte die Vorgänge mit offensichtlichem Interesse. Die Meinungen zur Zählaktion waren jedoch geteilt. "Es ist gut, dass die Leute in den Häusern mal kontrolliert werden", findet Stefan Sack. "Die Bewohner sollen ruhig mal merken, dass man hier eben nicht alles so machen darf, wie man möchte."
Eine ganz andere Meinung hat Monika Bräse. Die 43-Jährige empfindet den Einsatz als übertrieben: "Ich finde es schrecklich, dass in Deutschland Menschen auf so eine Art und Weise gegängelt werden." Die Rumänen und Bulgaren, die hierherkämen, könnten doch nichts für das Versagen der Europapolitik. Die Anwohner, die unter den Eskapaden ihrer neuen Nachbarn zu leiden hätten, täten ihr natürlich leid; aber denen sei auch nicht dadurch geholfen, dass man die Menschen in den Häusern immer weiter belästige.
Das Ausmaß der Probleme rund um die Zuwanderung in Bergheim wird bei einem Rundgang um den Häuserblock deutlich. Einige der Bewohner sind eindeutig um Akzeptanz bemüht. Man wolle das Haus sauber halten und in Zukunft leiser sein, verspricht ein Bewohner. Schließlich wolle man gut mit den Nachbarn auskommen. Kurios: Kurz, nachdem er das gesagt hat, werden sofort mehrere mit Besen bewaffnete Jugendliche aus dem Haus zitiert, die auch gleich zu kehren beginnen, obwohl auf dem Bürgersteig gar kein Müll liegt.
Die Anwohner jedoch glauben nicht mehr an eine plötzliche Läuterung ihrer Nachbarn. "Alles nur Show", meint Simon Preuß. "Sobald die Medien, die Polizei und die Wirtschaftsbetriebe verschwunden sind, geht hier alles wieder seinen gewohnten Gang." Ordentlich sei es nur, wenn Besuch anstehe.
Dass diese Einschätzung nicht gänzlich unbegründet ist, zeigt ein Blick auf die Rückseite des Hauses. Während die Jugendlichen vorne ihre Putzvorführung für die Nachbarschaft geben, fliegen auf der Rückseite des Wohnhauses drei Windeln aus dem Fenster.
An Besserung ohne Hilfe von außen glaubt hier offenbar kaum noch jemand: "Die Leute haben es einfach nicht anders gelernt", sagt Sylvia Lask. "Hier wird sich nichts verändern, bis man die Menschen gesetzlich dazu zwingt."