Duisburg Mutter- und Zweitsprache Hand in Hand

Duisburg · Heute ist Tag der Muttersprache. Sinnvoll ist, Kindern im frühen Alter gleich eine zweite Sprache zu vermitteln.

 Mareike Eden liest ihren Kindern Moritz (5) und Pauline (3) aus einem Buch in englischer Sprache vor.

Mareike Eden liest ihren Kindern Moritz (5) und Pauline (3) aus einem Buch in englischer Sprache vor.

Foto: crei

Alle Farben und Zahlen bis 20 kann Moritz bereits in englischer Sprache, erzählt seine Mutter Mareike Eden. Und wie zum Beweis fängt Moritz an zu zählen: "One, two, three, four..." Ganz lässig, bis er bei 20 angelangt ist. Moritz ist fünf Jahre alt. Seine Muttersprache ist Deutsch, doch Englisch lernt er, seitdem er mit drei Jahren in die Kita Zaubersterne in Neuenkamp gekommen ist. Genau wie seine Schwester Paulina, die sogar noch ein halbes Jahr früher, also mit zweieinhalb Jahren, begonnen hat, Englisch zu lernen. Die Kita, die sie besuchen, ist bilingual, das heißt, die Gruppen werden jeweils durch deutschsprachige Erzieherinnen, aber englische Muttersprachlerinnen betreut. Es findet kein Unterricht statt, die Kinder werden in spielerischen, alltäglichen Situationen mit der fremden Sprache konfrontiert. Dabei gibt es immer eine Bezugsperson in der Mutter- und der Fremdsprache. Nach dem Motto: Eine Person, eine Sprache, findet der gesamte Kindergartenalltag - egal ob Mittagessen oder draußen spielen - in der deutschen und in der englischen Sprache statt. So erlernen sie ganz beiläufig die fremde Sprache, bis diese nicht mehr fremd ist. Eden: "Pauline hatte anfangs schon ein paar Schwierigkeiten, sich mit der englischsprachigen Erzieherin zu unterhalten, aber nach ein paar Monaten Eingewöhnung ging das wie von selbst. Und jetzt hat sie richtig Spaß daran", erzählt die 36-Jährige. Auch zuhause würden die Kinder ab und zu auf Englisch mit ihren Eltern sprechen. "Ich finde das toll, dass sie Spaß daran haben und das ganz ohne Zwang." Als Eden ihre Tochter einmal rief, antwortete sie nicht etwa "Warte, gleich", sondern "Just one second". Die Kinder fänden es toll, sich auszuprobieren.

Zu jung seien sie für das Erlenen einer neuen Sprache nicht, im Gegenteil, weiß Kita-Leiterin Christina Overfeld. "In dieser Altersstruktur sind Kinder am empfänglichsten für den Spracherwerb", sagt sie. Kinder würden sich in diesem Alter sehr intensiv mit dem Lernen der Muttersprache auseinandersetzen. Denn hier profitierten sie von ihren Erfahrungen aus dem Erlernen der Muttersprache. Die Kinder müssen also nichts leisten, über das sie nicht ohnehin schon verfügen. Overfeld: "Wir als Kita haben den Auftrag, die Kinder in sämtlichen Bildungsbereichen zu fördern, hier werden eben auch alle Bildungsbereiche in Englisch umgesetzt."

Auf Vorschlag der Unesco haben die Vereinten Nationen den 21. Februar als Internationalen Tag der Muttersprache ausgerufen. Von den rund 6000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, sind nach Einschätzung der Unesco die Hälfte vom Aussterben bedroht. Sprachliche und kulturelle Vielfalt repräsentieren universelle Werte, die Einheit und Zusammenhalt einer Gesellschaft stärken. Der Internationale Tag der Muttersprache erinnert an die Bedeutung des Kulturgutes Sprache. Er soll die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache fördern und das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Traditionen stärken.

Gerade Letzteres erhofft sich auch Eden von ihrer Wahl der Kita. "Es wird immer mehr Englisch gesprochen, durch das frühe Heranführen haben sie den Einstieg leichter und sind offener im Umgang mit fremden Sprachen."

(RP)
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