Duisburg Musiker sorgen für Wechselbad der Gefühle

Duisburg · Ob Swing Standards, Latin Jazz, Balladen oder Rhythm and Blues: Ali Claudi und Hans-Günther Adam deckten bei ihrem Konzert "The Art of Swing" in der Bezirksbibliothek Rheinhausen die ganze Palette ab.

Das Publikum durchlief am Samstagabend in der Veranstaltungsreihe "Wortklang" viele Stimmungsschwankungen. Es kündigte mit den Musikern untreuen Ex-Freundinnen die Liebe auf oder begab sich in legendäre New Yorker Tanzclubs der 30er und 40er Jahre, wo Big Bands spielten und sich die Tänzer auf dem Parkett überschlugen.

Klare, fließende Melodien

Claudi ist seit rund 45 Jahren ein Begriff in der deutschen Jazzszene. Sein Gitarrenspiel war virtuos und vielseitig. In traurigen Balladen wie Ray Charles' "You don't know me" konnte er das Instrument förmlich zum Schluchzen bringen. Dann entlockte Claudi der Elektrogitarre wieder klare, fließende Melodien, ohne auf technische Spielereien zu setzen. Pianist Hans-Günther Adam begleitete sich zusätzlich mit dem "Basspedal". Der Klang war identisch mit einem wirklichen Bass-Instrument. "Für die dritte Person müssen Sie einen Blick unter den Flügel werfen", scherzte Adam.

Seit zwölf Jahren spielen die Beiden fest in den Bands "The Groove" in der großen Formation und im Duo "The Art of Swing" zusammen. Die große Auftrittsroutine merkten die vielen Zuhörer den Musikern an. Sie waren perfekt aufeinander abgestimmt, hielten stets Blickkontakt und verständigten sich durch Nicken und Schnippen. Claudis tiefe Stimme ergänzte die Musik harmonisch.

Klassik-Improvisationen

Mit Ray Charles' "I'd walk a little more for you" beteuerte der Sänger, dass er für seine Liebste ein oder zwei Ozeane durchschwimmen würde, um die Schiffbrüchige von der tropischen Insel zu retten. "Oh sweet lovely Lady, be good", flehte er mit George Gershwin. Eine Improvisation aus Jazz und Barock lieferte das Duo mit der Kombination aus George Shearings "Birdland" und einem Stück von Johann Sebastian Bach. "Ich bin richtig froh, dass wir das hingekriegt haben. Es ist heute nicht mehr so üblich, dass Klassik improvisiert wird", erklärte Claudi. Die Musiker schüttelten sich die Hand und ernteten viel Applaus.

Gegen eventuell aufkommende Traurigkeit spielten sie Antonio Carlos Jobims "Chega de saudade", die Gitarre in Moll, das Klavier in Dur. Das Publikum erlebte einen entspannten Swing-Abend, bei dem die Gemüter gelegentlich hochkochten, um dann wieder mit einem instrumentalen Jazz-Standard beruhigt zu werden.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort