Duisburg Musikalische Spielzeugautos verliehen

Duisburg · "Weihnachten in Lied und Wort" im Opernfoyer hieß diesmal "My favorite songs". Das Ensemble "Concertino Piccolino um den philharmonischen Solotrompeter Roger Zacks übertraf sich selbst. Es gibt ein Zusatzkonzert am 23. Dezember.

 Das Ensemble "Concertino Piccolino" übertraf sich im ausverkauften Opern-Foyer selber.

Das Ensemble "Concertino Piccolino" übertraf sich im ausverkauften Opern-Foyer selber.

Foto: andreas probst

Zum fünften Mal spielte jetzt das beliebte Ensemble "Concertino Piccolino", das überwiegend aus Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker besteht, zur Weihnachtszeit im wiederum ausverkauften Opernfoyer im Stadttheater. Und um es gleich vorweg zu sagen: Roger Zacks, seit 25 Jahren erster Solotrompeter dieses Orchesters, und seine Mitstreiter übertrafen sich diesmal selbst. Dies war womöglich das bisher mit Abstand beste dieser Reihe, die selbst schon Kult ist. Aber der Reihe nach.

Er war sicherlich ein Wagnis, in einem Weihnachtskonzert keine weihnachtliche Musik zu spielen. Aber Roger Zacks gewann das Publikum gleich zu Beginn mit einer seiner bekannt charmanten und witzigen Moderationen: "Als mein Sohn drei Jahre alt war, schenkte er mir zu Weihnachten sein Lieblings-Spielzeugauto. Natürlich unter der Bedingung, dass er es sich jederzeit ausleihen konnte. Aber er hatte das Prinzip verstanden, dass die schönsten Geschenke die sind, die dem Schenkenden viel bedeuten. In diesem Sinne wollen wir Ihnen heute unsere musikalischen Spielzeugautos ausleihen."

Tatsächlich bescherte Roger Zacks "My favorite songs", nämlich Lieder, Opernarien und Jazz-Standards, die ihn geprägt hatten. Das waren zunächst sechs Lieder und Arien, deren raffinierter Arrangeur wieder einmal der vielseitige philharmonische Solocellist Friedmann Dreßler war. Besonders gelungen erschien das in jeder Hinsicht knifflige "Wiegenlied" ("Träume, träume, du mein süßes Leben") op. 41 Nr. 1 von Richard Strauss. Roger Zacks (Trompete), Kirsten Kadereit-Weschta (Oboe und Englischhorn), Florian Geldsetzer und Johannes Heidt (Violine), Catherine Ingenhoff (Viola), Armin Riffel (Violoncello), Thomas Falke (Kontrabass) und Melanie Geldsetzer (Klavier) legten das alles mit erfreulicher Gelassenheit hin.

Beim Blumenduett aus der Oper "Lakmé" von Léo Delibes kam wieder einmal Robert Walp dazu, stellvertretender Solotrompeter im Houston Symphony Orchestra, seit 35 Jahren Roger Zacks' bester Freund und nach dessen Aussage "der einzige Texaner, der weiß, wo Deutschland liegt. Seine Briefe sind Weltkulturerbe, denn sie sind die einzigen schriftlichen Zeugnisse von einem Texaner." Man sieht: die teils familiären, teils satirischen Anekdoten des Moderators hielten auch diesmal wieder, was sie versprachen. Herrlich etwa die Story, wie Zacks' weißrussische Großmutter in Detroit den Enkel jeden Samstag unter einem Vorwand ("der Spiegel ist schon wieder von der Wand gefallen") zum Essen und Quatschen in ihre Küche einlud. So wurde es im Opernfoyer doch noch "Weihnachten in Lied und Wort".

So soll Roger Zacks' Trompetenlehrerin in Detroit einst den Knirps zu Jazz-Legende Stan Getz auf die Bühne geschoben haben. Klar, dass es in Duisburg im zweiten Teil Jazz-Nummern gab, darunter zweimal Bossa nova von Antonio Carlos Jobim, den Stan Getz bekannt gemacht hatte. Überzeugend verwandelte sich das "Concertino Piccolino" in eine Jazz-Band, auch dank diverser Perkussionsinstrumente — und dank der Bearbeitung durch die ebenfalls schon vielfach bei den Duisburger Philharmonikern bewährte Arrangeurin Evelyn Klaunzer, die hier "aufschrieb, was man eigentlich gar nicht aufschreiben kann", so dass es klassisch ausgebildete Musiker - die in der Regel nicht gelernt haben, zu improvisieren - gut spielen können. Das machte allen Spaß.

(hod)
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