Der Maler der Farbe Weiß Museum Küppersmühle in Duisburg zeigt Werke von Raimund Girke

Duisburg · Unter dem Titel „Klang der Stille“ zeigt das Museum Küppersmühle in Duisburg eine groß angelegte Retrospektive von 130 Werken des abstrakten Malers Raimund Girke.

 Raimund Girkes Tochter Madeleine hat die Ausstellung in der Küppersmühle zusammen mit Museumsdirektor Walter Smerling kuratiert.

Raimund Girkes Tochter Madeleine hat die Ausstellung in der Küppersmühle zusammen mit Museumsdirektor Walter Smerling kuratiert.

Foto: Andreas Probst

Seine Bilder sind keine Abbilder der Wirklichkeit, aber sie haben die Kraft, unser Gemüt zu bewegen. Und das, obwohl in allen seinen Ölgemälden die Farbe Weiß dominiert. Die Rede ist von Raimund Girke (1930-2002), den man gerne als den „Maler des Weiß“ bezeichnet. Der Kunstkritiker Peter Iden sagt, dass es „keinen anderen Künstler gibt, bei dem Weiß so spannend ist wie bei Raimund Girke“. 20 Jahre nach dessen Tod zeigt das Museum Küppersmühle nun eine Retrospektive, bei der 130 Werke aus der gesamten Schaffenszeit des Künstlers zu sehen sind. Spätestens seit Girkes Teilnahme an der documenta 1977 gehört er zu den renommiertesten Vertretern der abstrakten Kunst in Europa.

Raimund Girkes Tochter Madeleine, die auch seine Nachlassverwalterin ist, hat die Ausstellung in der Küppersmühle zusammen mit Museumsdirektor Walter Smerling kuratiert. Beim Pressegespräch erzählte sie so temperamentvoll von ihrem Vater, dass es ein Vergnügen war, ihr zuzuhören. Die Ausstellung habe zwar den passenden Titel „Klang der Stille“, doch dürfe man daraus nicht schließen, dass Raimund Girke ein in sich gekehrter, ruhiger Zeitgenosse gewesen sei. Vielmehr sei ihr Vater ein überaus leidenschaftlicher Mann gewesen, der auch mal aufbrausend, ja sogar jähzornig werden konnte. Eben so, wie man sich einen Künstler vorstellt, der von Stimmungen getrieben werde. Auch sei er keineswegs unpolitisch gewesen, vielmehr habe er sich kraftvoll für die Friedensbewegung eingesetzt und sei auch kontroversen Diskussionen nicht aus dem Weg gegangen. Nebenbei erzählte Madeleline Girke, dass ihr Vater zwar ein schlechter Tänzer gewesen sei, trotzdem habe er in ausgelassener Stimmung auf dem Tisch getanzt.

Gerkes Werke sind zwar gegenstandslos und erzählen auch keine Geschichte, aber wenn man sich auf sie einlässt, dann können sie uns in ähnlicher Weise bewegen, wie es Instrumentalmusik vermag. Girke, so die Tochter, habe das, was Beethoven mit seiner Musik ausdrücken wollte, mit Farbe, Form beziehungsweise Pinselstrich erreichen wollen. Walter Smerling kündigte in diesem Zusammenhang an, dass ein oder zwei Konzerte mit den Duisburger Philharmonikern während der Girke-Ausstellung geplant werden.

 20 Jahre nach Girkes Tod zeigt das Museum nun eine Retrospektive

20 Jahre nach Girkes Tod zeigt das Museum nun eine Retrospektive

Foto: Andreas Probst

In Girkes Gemälden bleibt stets die Dynamik des Farbauftrags, sei es mit dem Spachtel oder dem breiten Pinsel, sichtbar. Man kann dabei die verschiedenen Schichten erkennen. Die indigenen Völker im Polargebiet haben angeblich viele verschiedene Bezeichnungen für Schnee, Girke schuf ähnlich viele verschiedene Weißtöne, die er gerne mit „kalten“ Blautönen kombinierte, die wiederum bisweilen von „warmen“ Beige- und Brauntönen flankiert werden. Die Redeweise von der „meditativen Wirkung“ klingt mittlerweile abgenutzt, aber bei den Werken von Raimund Girke trifft sie den Kern. Wer seine Bilder intensiv betrachtet, wird in einen Sog voller Assoziationen gezogen. Der Pinselstrich ist dabei so „typisch Raimund Girke“ wie es ansonsten nur eine Handschrift ist. Die Wirkung umfasst Ruhe und Bewegung zugleich.

Die Größe der Gemälde korrespondiert übrigens mit der Körpergröße Raimund Girkes von 1,90 Meter. Die Gemälde sind meist genauso breit, wie die Armspanne des Künstlers misst.

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