Duisburg Müll und Dreck: Das Hochhaus der Schande

Duisburg · Es ist deprimierend. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer – und es gibt kein Konzept, etwas daran zu ändern. Das ist der Stand der Dinge zur Hochhausruine an der Ottostraße. Die Hochheider fürchten, dass die Geschichte sich an der Friedrich-Ebert-Straße wiederholt.

Es ist deprimierend. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer — und es gibt kein Konzept, etwas daran zu ändern. Das ist der Stand der Dinge zur Hochhausruine an der Ottostraße. Die Hochheider fürchten, dass die Geschichte sich an der Friedrich-Ebert-Straße wiederholt.

Am hellen Tag haben einige "Nutzer" der Hochhausruine an der Ottostraße ein Feuerchen im ehemaligen Eingang gemacht. Rauch zieht durch die Büsche, die wuchernd den Blick verwehren, auf den Gehweg. Teile der Fassade sind abgerissen. Die Kellereingänge sind mit Müll zugedeckt, zwei sind bis unter die obersten Stufen vollständig mit zerdrückten Plastik-Einwegflaschen zugeschüttet.

Dafür wurden neue Zugänge geschaffen: Kellerfenster sind aufgedrückt. Überall häuft sich Unrat, jemand schläft dazwischen auf einem Lager aus Teilen einer kaputten Couch. So sieht ein ganz normaler Tag aus am leerstehenden Weißen Riesen an der Ottostraße 24-30.

Jetzt hat die Verwaltung einen Bericht zum "Sachstand zum Hochheider Hochhausquartier" herausgegeben, und der ist ernüchternd. Ein Besitzer der Ruine ist nicht zu ermitteln, den Abriss kann sich die Stadt nicht leisten, eine Renovierung würde mangels Nachfrage an Wohnungen keinen Sinn machen, heißt es darin.

Auch die Wiederbelebung des zum Roten Riesen sanierten Hochhauses an der Hanielstraße "scheint dem Quartier keinen dauerhaften Imagegewinn geben zu können", fasst die Verwaltung zusammen.

Letzteres zumindest empfinden einige anders. "Das mit den kriminellen Banden, die sich da immer getroffen, haben, das ist wirklich besser geworden", sagt Ursula Witt, die mit ihrem Hund im Hochhausviertel spazieren geht. "Früher wäre ich da abends lieber nicht durchgegangen, obwohl die Anlage ja sehr schön ist." Heute fühlt sie sich wieder viel sicherer, "jetzt ist da ja immer was los".

Die Ruine an der Ottostraße allerdings bleibt ein Zentrum des Chaos. Anwohner erzählen von Schreien, die sie schon mal von dort gehört haben, von dem gruseligen Gefühl, das sie in der Nähe überkommt. Ein Passant schüttelt im Vorbeigehen voller Unverständnis den Kopf: "Der Abbruch ist teurer, als es zu erhalten — das kann doch nicht wahr sein!"

Nina Schneider wohnt in einem der Mehrfamilienhäuser direkt neben der Ruine an der Ottostraße: "Es ist deprimierend", sagt sie, "und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer." Fast täglich kommt sie mit dem einjährigen Töchterchen Melissa vorbei: "Wenn ich mit meiner Kleinen hier bin, lasse ich sie nicht in diese Richtung, das ist mir zu gefährlich."

Und bald, fürchten die Hochheider, wird sich die Geschichte mit dem leergezogenen Fromberger-Hochhaus an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 wiederholen. "Da geht es jetzt los, da sieht es bald ganz genau so aus", warnt Ursula Witt. "Wir sind schon ein Brennpunkt geworden — das wünscht man sich nicht."

(RP)
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