Duisburg "Mord als Glaubensauftrag" und anderes

Duisburg · Mit einem Vortrag über Martin Luther beginnt am Sonntag, 11.15 Uhr, im Kultur- und Stadthistorischen Museum die neue Reihe der Mercator-Matinéen. Das Leitthema heißt "Das Wissen und der Glaube". Die Referenten sind hochkarätig.

Am morgigen Sonntag gehen die Mercator-Matinéen in ihr viertes Jahr. Wilfried Schaus-Sahm, der Erfinder des Traumzeit-Festivals, hat in seiner neuen Funktion als Mitarbeiter des Kultur- und Stadthistorischen Museums die Reihe konzipiert. Schnell sprach sich die hohe Qualität der Mercator-Matinéen herum. Die morgendlichen Vorträge waren gut besucht. Auch die neue Reihe, die der jüngst pensionierte Schaus-Sahm nun als Freischaffender auf die Beine gestellt hat, wird voraussichtlich viele Menschen in den Vortragsraum des Museums locken. Diesmal konnte Schaus-Sahm besonders hochkarätige Referenten gewinnen, auch dank der Mercator-Stiftung, die neben der Bürgerstiftung Duisburg, der Volkshochschule Duisburg und der Mercator-Gesellschaft zu den Förderern gehört.

Diesmal stehen die Mercator-Matinéen unter dem Leitthema "Das Wissen und der Glaube". Das passt gut zu Gerhard Mercator, der vermutlich ein frommer Mann war, aber dennoch in Konflikt zur Kirche geriet, als er den Magnetpol vom Himmel auf die Erde verlegte, was ihm eine kurzzeitige Haft wegen "luttherey" einbrachte. Mit Martin Luther beschäftigt sich auch der Referent der ersten Matinee am morgigen Sonntag.

Mit Prof. Dr. Heinz Schilling konnte Schaus-Sahm einen der profiliertesten Lutherkenner überhaupt für den Vortrag gewinnen. Schilling ist einer großen Öffentlichkeit durch Radio- und Fernsehsendungen bekannt. Sein jüngstes Buch zum Reformator heißt: "Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs." Schilling möchte nicht nur die Zeit Luthers in den Blick nehmen, sondern auch auf das bevorstehende Luthergedenkjahr 2017 eingehen.

Erstmals werden im Kultur- und Stadthistorischen Museum am 26. April chemische Experimente durchgeführt. Der Chemiker Prof. Dr. Georg Schwedt beschäftigt sich an diesem Sonntag mit den Alchemisten, die man keineswegs als Quacksalber abtun sollte. Prof. Schwedt will zeigen, dass diese "frühen Naturforscher" ein erstaunliches chemisches Wissen hatten. "Aus Hexenküche und Zauberlabor. Chemische Experimente der Alchemisten" lautet die Überschrift seiner Matinée.

Allein der Titel macht neugierig auf den Vortrag von Dr. Stefan Fischer am 31. Mai: "Die Vermessung der Hölle". Es geht dabei um Hieronymus Bosch (1450/55-1516), der "das Böse" als Experimentierfeld für die Bildende Kunst genutzt hat. Fischer schrieb eine große Monographie über Hieronymus Bosch, die 2013 im Taschen-Verlag erschienen ist und mittlerweile in sechs Sprachen übersetzt wurde.

Alfred Russel Wallace (1823-1913) glaubte an das Prinzip der natürlichen Selektion. Sein Credo von der "Gott-losen Evolution" steht im Mittelpunkt der Matinée des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Ulrich Kutschera (Uni Kassel). Gewissermaßen als Gegengewicht zu diesem Vortrag wird der Pfarrer der Salvatorkirche, Martin Winterberg, das Thema der Matinée in seiner Predigt aufgreifen. Der Gottesdienst in der Salvatorkirche beginnt um 10 Uhr und endet rechtzeitig vor Beginn der Matinée. Ein ähnliches Miteinander von Mercator-Matinée und Salvator-Predigt gibt es am 27. September. An diesem Morgen spricht Bernd Harder, Sprecher der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" über Nostradamus. "Meisterprophet oder Scharlatan?", fragt er. Harder schrieb Kritisches über angeblich übersinnliche Phänomene. Der schönste Titel aus seiner Publikationsliste heißt: "Warum die Uhr stehenblieb, als Opa starb."

Zuvor, am 23. August, beschäftigt sich die aus Deutschland stammende, an der Uni Nimwegen lehrende Theologieprofessorin Daniela Müller mit dem weiten Feld "Kirche und Ketzer". Dabei hat die Referentin nicht nur die Ketzer im Blick, die auf dem Scheiterhaufen endeten. Vielmehr fragt sie danach, "was die europäische Streitkultur den Dissidenten zu verdanken hat".

Die brisanteste Matinée findet am 18. Oktober statt. "Mord als Glaubensauftrag" ist sie überschrieben. Der evangelische Theologieprofessor wird dabei seine These erläutern, dass dem innigen Glauben im Kern etwas Gewalttätiges innewohnt. Jürgen Wiebicke, der auf WDR5 die Sendung "Das philosophische Radio" leitet, wird die Matinee moderieren, die vom WDR aufgezeichnet wird.

Am 15. November spricht der Chefredakteur des Monatsmagazins "bild der wissenschaft", Rüdiger Vaas, über Stephen Hawking. Und den Schlusspunkt der diesjährigen Matinéen setzt Prof. Dr. Ottmar Ette (Uni Potsdam) mit einem Vortrag über Alexander von Humboldt (1769-1859), der als "erster Globalisierungstheoretiker" vorgestellt wird.

(RP)
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