Duisburg mmmm

Duisburg · Das Dellviertel wirkt wie abgehängt, auch wenn es nur wenige Fußminuten von der City entfernt liegt.

Der Masterplan, den Lord Norman Foster am kommenden Dienstag im Ratshaus vorstellen wird, umfasst nicht nur den unmittelbaren Innenstadtbereich, sondern auch das Dellviertel, wenige Gehminuten von der Kö entfernt und doch abgehängt. Was könnte sich der Stararchitekt für dieses Quartier ausgedacht haben?

Sicherlich wird Foster dem Gebiet rund um den Dellplatz nicht den Rang absprechen, wichtiges Wohngebiet zu sein. Aber vielleicht findet er einen Dreh, um das Viertel auch zu einem hochwertigen Wohngebiet zu machen, denn genau das ist das Dellviertel schon lange, lange nicht mehr.

Ein Großteil des Immobilienbestandes hat unübersehbar bessere Zeiten gesehen. Es wird Aufgabe der Eigentümer sein, in ihren Hausbestand zu investieren. Doch das lohnt sich nur, wenn es auch lohnenswert ist, sich hier als Mieter niederzulassen. Die Voraussetzungen dafür sind eigentlich gut. Denn im Schatten der St. Josefskirche hat sich ein sehr gut angenommenes Freizeit- und Kulturangebot entwickelt. Ob Filmforum oder Hundertmeister oder Webster – zumindest auf wenigen hundert Metern ist hier (abends) eine Menge los. Und der Rest?

Das Dellviertel hat jede Menge Leben verloren, als der große Platz vor der Josefskirche umgebaut wurde. Bis Mitte der 70er Jahre zog der Wochenmarkt auf der Fläche, die zwischendurch als Parkplatz diente, die Kunden an.

Im Dellviertel gab es etliche Läden mit Angeboten für den unmittelbaren Bedarf. Zwischen Friedrich-Wilhelm- und Kremerstraße ließ sich angenehm wohnen und leben. Welche Intention der Stadtplanung zugrunde lag, als der Dellplatz umgebaut wurde? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass aus dem lebendigen Platz durch den Umbau eine tote, graue Asphaltwüste wurde.

Mag sein, dass Wochenemärkte in den 70er Jahren zunehmend weniger „angesagt“ waren – doch auf dem mausgrauen Schildkrötenpanzer hätten eh keine Stände mehr Halt gefunden.

Vielleicht regen die Ideen des Masterplans dazu an, den Dellplatz, auf dem derzeit versucht wird, mit sehr viel (vergeblicher?) Mühe wieder einen Wochenmarkt zu installieren, neu zu entdecken. Wenn auch das Wetter in unseren Breiten wenig dazu geeignet ist, die Atmosphäre in die Stadt zu holen, die vielen Plätze in südeuropäischen Städten anhaftet– ein Hauch könnte durchaus herüberwehen. Wer schon einmal an einem lauen Sommerabend im Schatten der Josefskirche beim Hundertmeister, Filmforum oder Webster im Freien gesessen hat, der wird genug Phantasie haben, um den Schatz zu erkennen, der hier verborgen liegt.

(RP)
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