Duisburg Mit Trockeneis-Wölkchen in den Himmel

Duisburg · Das Konzert "Klangfarbe Bruckner" löste Beifallsstürme aus. Am Ende wurde Bruckner mittels Trockeneis-Wölkchen vor hellblauem Hintergrund der Himmel gegeben, in den er sich immer komponieren wollte.

 Ganz in Weiß: Die "Klangfarbe Bruckner" besticht durch ihre ganz eigene Ästhetik.

Ganz in Weiß: Die "Klangfarbe Bruckner" besticht durch ihre ganz eigene Ästhetik.

Foto: Pressefoto Andreas Probst

"Es ist, wie wenn in der Stadt Schnee gefallen wäre", hatte die junge Regisseurin Lea Letzel ihr Konzept für das inszenierte Konzert "Klangfarbe Bruckner" im gut gefüllten Theater erläutert. Der Abend war ganz in Weiß gepackt. Doch der Reihe nach.

Anton Bruckner komponierte seine Sinfonie Nr. 9 d-Moll von 1887 bis zu seinem Tod 1896. Einen vierten Satz konnte er nicht mehr vollenden, doch dauern auch diese drei Sätze noch etwa eine Stunde. Das Landesjugendorchester NRW unter der Leitung von Hubert Buchberger spielte in Duisburg aus der vor zehn Jahren erschienenen Kritischen Ausgabe von Benjamin Gunnar Cohrs, der noch einmal alle inzwischen verfügbaren Quellen überprüft hatte.

Unter anderem müssen demnach alle Haupthemen der "dem lieben Gott" gewidmeten Sinfonie den gleichen Pulsschlag haben, da Bruckner diese in dem geplanten Finale miteinander kombinieren wollte. Das Ergebnis klang hier ungewohnt straff, aber sehr überzeugend. Die jungen Musikerinnen und Musiker im Alter von 13 bis 24 Jahren gaben ihr Bestes, vor allem die acht Hörner, von denen vier im langsamen Satz zu Wagner-Tuben wechseln.

Das ganz Besondere war aber die Rauminszenierung, die das Hörerlebnis mit dezent angewendeten Mitteln des Theaters - Kostüme, Raum, Bühne und Licht - auf neuartige Weise erweitern wollte, indem sie es erst einmal radikal reduzierte. Der Bühnenraum selbst, die Sitzmöglichkeiten für die Musiker, die Notenständer und auch die Kostüme der Musiker waren ganz in Weiß gehalten.

Die Instrumente hoben sich vor dem weißen Hintergrund ab, sie leuchteten in ihren unterschiedlichen Holz- und Metalltönen. Freilich war es nicht wie vorgesehen so, dass die Musiker sozusagen verschwanden, denn auch ihre Gesichter, Haare und Hände hoben sich ab. Das Licht wechselte nur leicht zwischen Grellweiß und Gelblich. Am Ende wurde Bruckner mittels Trockeneis-Wölkchen vor hellblauem Hintergrund der Himmel gegeben, in den er sich immer komponieren wollte. Das Ganze sollte alle Sinne ansprechen, vor allem die Ohren öffnen und die Konzentration auf die Musik als das Wesentliche ermöglichen.

Der Beifall war jedenfalls gewaltig.

(hod)
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