Duisburg Mit dem Notfallset zu Länderspielen

Duisburg · Seit rund 20 Jahren tourt Dr. Wolfgang Plescher, Medizincontroller am Helios Klinikum Duisburg, als ehrenamtlicher Teamarzt von Nationalmannschaften und Bundesligisten durch die Welt.

Jedes Mal, wenn der Anstoßpfiff ertönt, rauscht Wolfgang Plescher der Puls in den Ohren. Denn jetzt muss sein Team auf dem Platz Gas geben. Der 60-jährige Chirurg ist der Mannschaftsarzt der deutschen Basketball-Nationalmannschaften und Ballspieler durch und durch.

Deshalb hat er gegen das eigene Herzklopfen und den steigenden Blutdruck bei knappen Spielverläufen auch bisher kein Rezept gefunden: "Man ist automatisch Teil der Familie, hofft um jeden Punkt, teilt die Sorgen und den Erwartungsdruck." Mehrmals im Jahr fährt der Sportmediziner und Medizincontroller am Helios Klinikum Duisburg in seiner Freizeit mit der Mannschaft zu Länderspielen in ganz Europa, das große Notfallset immer in der prall gepackten Tasche. Auch die Bundesligafußballer des MSV Duisburg hat er davor jahrelang betreut.

In seinem eigentlichen Job am Klinikum in Hamborn unterstützt er vor allem die Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie im Controlling. Für ihn ist das Ehrenamt ein schöner Ausgleich zum Alltag, für die Sportler allerdings oft die entscheidende Unterstützung. Denn ob eine leichte Grippe, gebrochene Kiefer oder verrutschte Kniescheiben - der erfahrene Mediziner ist auf vieles vorbereitet und hatte wohl auch schon so ziemlich alles vor sich auf dem Spielfeld liegen. Und obwohl die eigentlichen Sportverletzungen erstaunlicherweise nur rund 30 Prozent seiner Einsätze ausmachen - der Rest setzt sich aus überwiegend aus Erkältungen oder grippalen Infekten zusammen - hat er hier die besten Tricks entwickelt.

"Wir mussten oft improvisieren, vor allem, wenn die medizinische Versorgung in den Gastgeberländern nicht sonderlich solide war", erzählt er. Knochenschienen aus Eisstielen oder Sektkorken gegen Hämatome, er nutze so ziemlich alles, was verfügbar war. Auch Fußballer mit kleinen Kniffen zum Pinkeln zu bringen, gehörte zum Repertoire.

Ein bisschen schwelgt der gebürtige Franke während seiner Einsätze aber auch in Erinnerungen an die eigene Zeit als Profisportler, allerdings auf kleinerem Feld. Denn in jungen Schülerjahren entschied sich der 1.87 Meter große Wahlduisburger für den Volleyballsport und machte nach seinem Abitur am Netz schnell Karriere. Er spielte bei Eintracht Frankfurt sowie in Frankreich und Luxemburg in der ersten Liga und absolvierte dort auch einen Teil seines Studiums, bis es ihn mit Frau und Kindern schließlich ins Ruhrgebiet verschlug. Ehefrau Birgit war Kapitän der Basketballnationalmannschaft, absolvierte 150 Länderspiele und ist immer noch aktive Trainerin. Die beiden Söhne Felix und Moritz, sowie Tochter Caroline spielen in der Jugendbasketballbundesliga. Ein Leben ohne die Aufregung vor dem Pfiff käme wohl für keinen der Pleschers jemals in Frage.

(RP)
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