Duisburg Missbrauchsprozess: Tochter als Zeugin vernommen

Duisburg · Vor der Dritten Strafkammer am Duisburger Landgericht muss sich wie berichtet derzeit ein 51-jähriger Mann wegen 700-fachen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter verantworten.

Der unauffällig wirkende, leicht untersetzte Mann mit schütterem Haar und Brille, der als Beamter arbeitete, gestand bereits beim Prozessauftakt die ihm zur Last gelegten Taten, behauptete aber, die sexuellen Annäherungen hätten seiner Tochter gefallen. "Sie hat mich animiert. Ich wollte doch nur, dass sie glücklich ist", sagte er aus.

Gestern wurde seine mittlerweile 24 Jahre alte Tochter als Zeugin vernommen und zeichnete ein ganz anderes Bild. "Ich war für ihn so etwas wie ein Ehefrau-Ersatz. Ich habe mich manipuliert gefühlt", sagte die junge Frau, der es sichtlich schwerfiel, über das, was sie durchmachen musste, zu sprechen. Trotzdem wollte sie unbedingt aussagen und machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht keinen Gebrauch.

Erst im Jahr 2010 erzählte sie ihrer Mutter, die seit mehreren Jahren getrennt von dem Angeklagten lebt, von den Taten, die sich in der Wohnung ihres Vaters abgespielt haben und erstattete schließlich Strafanzeige. Danach habe sie den Kontakt zu ihrem Vater komplett abgebrochen. In der Folgezeit habe sie unter Panikattacken, Waschzwang und verminderter Konzentrationsfähigkeit gelitten, sagte die 24-Jährige, die Nebenklägerin in dem Prozess ist. Um ihren Alltag wieder bewältigen zu können, machte sie eine Psychotherapie. Auch heute habe sie noch gelegentlich Alpträume.

Die junge Frau bestätigte, dass ihr Vater sie erstmals während eines Urlaubs vor zehn Jahren — sie war damals gerade 13 Jahre alt — "gestreichelt" und "angefasst" habe. In den Folgejahren sei es auch zum Geschlechtsverkehr gekommen. Zu den Einzelheiten der Taten wurde sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Lediglich die Mutter und der Freund der mittlerweile in Essen lebenden Frau blieben auf ihren Wunsch während der Schilderungen im Saal. Auch der Angeklagte, dem eine langjährige Haftstrafe droht, wurde mit der Aussage seiner Tochter konfrontiert. Der Prozess wird am Donnerstag am Landgericht fortgesetzt.

(spie)
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