Duisburg Mingas bessert nach

Duisburg · Die Kraftwerksgegner verbuchen es als Teilerfolg: Um die Baerler vor den Abgasen besser zu schützen, soll der Schornstein für die geplante Grubengas-Verwertungsanlage im Binsheimer Feld jetzt doppelt so hoch werden.

Homberg Dickes Sitzfleisch war gestern in der Glückauf-Halle gefragt — und wird auch heute wieder vonnöten sein. Denn beim Erörterungstermin über den Antrag der Firma Mingas Power für die Errichtung einer Grubengas-Verwertungsanlage im Binsheimer Feld in Baerl wurden gestern bis zum Abend gerade einmal drei der sieben Tagesordnungspunkte komplett abgehandelt. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte also äußerst vorausschauend gehandelt, als sie die Halle gleich für drei Tage buchte. Nur die Dimensionen wurden überschätzt: In den vorderen Reihen saßen gerade einmal 40 Leute — auf den übrigen Stühlen herrschte gähnende Leere.

Neue Diskussionsgrundlage

Eine Überraschung gab es gleich zu Beginn: Dr. Wolfgang Konrad vom Mingas-Anteilseigner Evonik teilte mit, dass statt der bisher geplanten zwei zehn Meter hohen Schornsteine nun ein 20 Meter hoher Schornstein gebaut werden soll. Der Einwand der Bürgerinitiative "Kein Grubengaskraftwerk in Baerl", zehn Meter seien zu wenig, um sicher zu sein, dass die Abgase über Baerl hinweg und nicht hinein ziehen, sei richtig, gestand er.

Alexandra Erwig von den Kraftwerksgegnern zeigte sich nicht besonders erstaunt: "Wir hatten erwartet, dass Mingas hier nachbessern muss. Nur diese späte Mitteilung ausgerechnet am Tag des Erörterungstermins überrascht uns", sagte sie unserer Zeitung. Eigentlich sei die Nachbesserung nur die folgerichtige Reaktion auf das Gutachten, das der TÜV Rheinland für die Bürgerinitiative erstellt habe: "Darin wird sogar ein 30 bis 40 Meter hoher Schornstein empfohlen."

Zum einen liegt es jetzt an der Bezirksregierung zu entscheiden, ob 20 Meter ausreichen oder nicht. Zum anderen, befand Dr. Wolfgang Hopp, Anwalt der Bürgerinitiative, "ändert das natürlich alles". Ein höherer Schornstein wirke sich auf alles aus — sowohl auf das Landschaftsbild also auch auf Faktoren wie Lärm- und Abgasimmissionen. Die gesamte Diskussionsgrundlage ändere sich.

Ein neues Gutachten muss her

Rückendeckung erhielt er von Gerd Mackmann vom Landesbüro Naturschutzverbände NRW. "Wenn der Schornstein doppelt so hoch ist, werden die Abgase weiter verfrachtet als bislang kalkuliert", argumentierte er. Es müsse ein neues Gutachten vorgelegt werden, insbesondere in Sachen Artenschutz.

Was das Thema Lärm betrifft, so hatte der Kraftwerksbauer schon vorgesorgt — und präsentierte ein neues Gutachten des TÜV Nord. Fazit: Auch mit einem 20 Meter hohen Schornstein wird die zulässige Lärmgrenze nicht überschritten. Die Bürgerinitiative kündigte an, auch dieses Gutachten von Fachleuten prüfen zu lassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort