Duisburg Millionen-Betrüger aufgeflogen

Duisburg · Weil sie einem Steuerberater vertraute, kämpft eine Duisburger Elektro-Firma jetzt um ihre Existenz. 2,7 Millionen Euro Umsatzsteuer soll der 49-Jährige unterschlagen haben. Derzeit steht er vor dem Duisburger Landgericht.

Es geht um die Existenz eines Duisburger Unternehmens – einer Elektro-Firma mit geschätzten 30 Millionen Jahresumsatz. Zig Arbeitsplätze stehen dort auf dem Spiel, weil die Geschäftsführung einem Steuerberater vertraute, der überhaupt kein Steuerberater war. Ralph W., 49 Jahre alt, Steuerfachgehilfe ohne Steuerberater-Examen und mutmaßlicher Millionen-Betrüger, steht derzeit vor dem Duisburger Landgericht.

81 Straftaten, unter anderem Unterschlagung, Steuerhinterziehung, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung, wirft die Staatsanwaltschaft dem Monheimer vor. Allein die Verlesung der Anklageschrift dauerte eine Stunde. Als vermeintlicher Mitgesellschafter der seit Mai 2007 insolventen Düsseldorfer „Kura Steuerberatungs GmbH“ soll W. in der Zeit von Januar 2003 bis Dezember 2006 monatliche Umsatzsteuerzahlungen der Duisburger Elektro-Firma nur teilweise ans Finanzamt abgeführt und so Steuern in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro hinterzogen haben.

Das Geld, gab der 49-Jährige im Prozess zu, kassierte die Kura jeden Monat per Scheck. Anstatt die Gutschriften ans Finanzamt weiterzuleiten, manipulierte W. sie mit überklebten Adressfeldern und zahlte das Geld auf eigene Konten ein. Das Finanzamt erhielt niedrigere Summen, die Differenz behielten W. und die Kura.

Fast drei Millionen Euro Steuer-Nachzahlung stünden deshalb im Raum, sagte ein Geschäftsführer der geschädigten Firma im Zeugenstand. So viel Geld hat kein Unternehmen in der Portokasse. Der Elektro-Händler steht quasi vor dem Ruin, auch wenn der Betrieb derzeit weiter läuft. Immerhin: Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat gut die Hälfte des Schadens bereits ersetzt, weil sie mehrere von W. zum Teil ganz offensichtlich manipulierte Schecks annahm und der Kura gutschrieb.

Das umgeleitete Geld, erklärte der Angeklagte gestern, benötigte die Steuerberatungs-GmbH zur Deckung diverser Kosten. So fuhren zum Beispiel sowohl W. als auch der offizielle Gesellschafter B., der von den Machenschaften W.s nichts gewusst haben will, je einen Audi A 8 im Wert von circa 80 000 Euro. Die Leasing-Raten zahlte die Kura. Auch zwei Audi A 3 (monatliche Leasing-Rate: je 350 Euro) für zwei „besondere Leistungsträger“ des Fußball-Verbandsligisten Sportfreunde Baumberg, deren Schatzmeister W. einmal war, übernahm die Firma, als Sponsor.

Ende 2004 traten bei der Kura erste Zahlungsschwierigkeiten auf.

(RP)
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