Duisburg Michaela liegt im Sterben

Duisburg · Die dreijährige Michaela liegt im St. Johannes-Hospital in Hamborn mit einer chronischen Gehirnentzündung im Wachkoma. Das Mädchen hatte sich während der Masernepidemie 2006 infiziert. Eine Therapie für sie gibt es nicht.

Die dreijährige Michaela liegt im St. Johannes-Hospital in Hamborn mit einer chronischen Gehirnentzündung im Wachkoma. Das Mädchen hatte sich während der Masernepidemie 2006 infiziert. Eine Therapie für sie gibt es nicht.

Als vier Monate alter Säugling hatte sich Michaela mit den Masernvirus infiziert. Die Ansteckung ereignete sich während der großen Epidemie im Jahr 2006, die Duisburg besonders betroffen hatte.

"Der Fall Michaelas ist besonders tragisch, da die Kleine ja zum Zeitpunkt des Ausbruchs erst vier Monate alt war und gar nicht geimpft werden konnte. Ihr Immunsystem war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage, die Impfung aufzunehmen”, sagt Dr. Peter Seiffert, Chefarzt der Kinderklinik im St. Johannes-Hospital.

Hohes Risiko

Die chronische Erkrankung des Gehirns, im Fachjargon als SSPE bezeichnet, trete erst Jahre nach einer Masernerkrankung auf. "Je jünger die Kinder bei einer Maserninfektion sind, desto höher ist das Risiko, an dieser schweren Spätfolge der Masern zu erkranken”, erklärt der Chefarzt.Nachdem sich Michaela zunächst normal entwickelt hatte, begann sie im Alter von zweieinhalb Jahren plötzlich zu stolpern und zu stürzen.

Sie vergaß auf einmal Erlerntes und verlor schließlich die Sprache. Die fortschreitende Zerstörung des Gehirns durch die Masernviren führt bei den betroffenen Kindern zum Verlust zentraler Fähigkeiten. "Später kamen immer mehr Probleme dazu ­ sie konnte nicht mehr richtig greifen und hatte großes Sprachlücken”, berichtet ihre Mutter Sonja. Die 30-jährige Hausfrau hat noch ein weiteres Kind und ist verzweifelt. "Seit etwa einem halben Jahr ist sie nicht mehr ansprechbar. Wir wissen nicht, was sie noch mitbekommt. Es ist furchtbar”, klagt die Mutter. Inzwischen liegt Michaela im Wachkoma. Nahrung bekommt sie nur noch über eine Magensonde.

Außerdem erhält sie Medikamente gegen epileptische Anfälle und Infektionen. Hoffnung hat Seiffert keine: "Leider gibt es keine Therapie ­ die Krankheit verläuft tödlich.” Der Chefarzt wünscht sich, künftig keine Kinder mehr mit einer chronischen Gehirnentzündung behandeln zu müssen. Für ihn ist klar: "Es müssen alle geimpft werden. Denn Masern übertragen sich ausschließlich von Mensch zu Mensch.” Bei den Masern sei es ähnlich wie bei den Pocken: "Auch die Pocken konnten durch konsequentes Impfen ausgerottet werden.”Infos zur Masernimpfung auf der Internetseite der Kinder- und Jugendärz

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort