Duisburg Messerstecher: im Gefängnis dem Stress entfliehen

Duisburg · Mit einem schockierenden Geständnis stellte sich ein junger Mann im Dezember vergangenen Jahres bei der Polizeiwache in Hamborn. Er habe einen Taxifahrer brutal überfallen und mit einem Messer schwer verletzt. "Ich wollte ihn töten und sein Geld nehmen", gestand der 19-Jährige später.

Am gestrigen zweiten Prozesstag um den versuchten Mord sagten einige Polizeibeamte aus. Unter anderem schilderten sie ihre Eindrücke von dem Angeklagten bei den ersten Vernehmungen nach der Tat. Einem Beamten hatte der 19-Jährige damals erzählt, er habe sich am Tattag ursprünglich selber das Leben nehmen wollen. Da er nicht wollte, dass sein Vater ihn tot findet, habe er sich mit einem Küchenmesser bewaffnet und das Haus verlassen. Für den Vater habe er einen Zettel mit der Botschaft hinterlassen, er müsse sich jetzt keine Sorgen mehr machen. Er selbst habe sich an einem öffentlichen Ort töten wollen, und zwar in einer Kirche. Weil die Kirchentür aber verschlossen war, sei er zur Straßenbahn gegangen und mehrmals hin und her gefahren. Dabei sei der Plan in ihm gereift, sich mit Gewalt Geld zu verschaffen.

Am Meidericher Bahnhof stieg der 19-Jährige in ein Taxi und nannte dem Fahrer sein Ziel. Als der Wagen hielt, habe er sofort zugestochen. Den Platz hinter dem Fahrer habe er bewusst gewählt, um besser angreifen zu können. Außerdem habe er dort unbemerkt das Messer aus dem Socken ziehen können. Nicht gerechnet hatte der Angeklagte allerdings damit, dass sich der Taxifahrer heftig wehren würde.

Den durch die Messerstiche schwer verletzten Fahrer ließ der Täter zurück und versteckte sich zunächst in einer Gartenlaube. Wenige Stunden später stellte er sich.

Man habe sich sehr vernünftig mit dem Mann unterhalten können, sagte ein Polizeibeamter am Mittwoch aus. Die Gespräche seien sehr strukturiert verlaufen. Die Beamten, die die Verhöre führten, hatten offenbar nicht den Eindruck, dass der Täter verwirrt war.

Als Motiv hatte der 19-Jährige mehrere Gründe genannt. Unter anderem gab er an, er wolle ins Gefängnis, um dem Druck und den Anforderungen des Alltags zu entkommen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(BL)
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