Duisburg Mercatorquartier - Die Steine fallen im Rekordtempo

Duisburg · Lange standen weite Teile der Schulgebäude gegenüber vom Rathaus leer, ehe im Januar der Startschuss für deren Abriss fiel. Rund zehn Wochen später ist von der Bebauung nur noch wenig zu sehen. Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände, auf dem das Mercatorquartier entstehen soll, sind in vollem Gang.

 Das Bild auf dem Gelände des Mercator-Quartiers ändert sich nahezu täglich. Denn die Bauarbeiter drücken beim Abriss der ehemaligen Schulgebäude mächtig aufs Gas.

Das Bild auf dem Gelände des Mercator-Quartiers ändert sich nahezu täglich. Denn die Bauarbeiter drücken beim Abriss der ehemaligen Schulgebäude mächtig aufs Gas.

Foto: Christoph Reichwein

Die 25.000 Quadratmeter große Baustelle zwischen Bohnengasse, Stadtmauer und Stapeltor zieht Schaulustige magisch an. Hier sollen neue Wohnungen, eine große Grünfläche, Ladenlokale und die Rekonstruktion des Mercator-Hauses entstehen. Die erste Phase des Projektes endet im August. Nach und nach werden - soweit nicht schon geschehen - alle Gebäude entkernt und abgerissen. Dazu stehen den 16 Mitarbeitern auf dem Areal unter anderem drei Bagger zur Verfügung. Die freigelegten Baumaterialien werden sortiert und anschließend abgefahren.

Die Entkernung der Grund- und Hauptschule ist bereits abgeschlossen, auch der Abbruch der Grundschule und der Aula ist schon erfolgt. Die Hauptschule fällt den Baggern in diesen Tagen zum Opfer. "Mit dem Abbruch der Berufsschule wird dann ab Mai begonnen", erklärt Sebastian Hiedels, Sprecher der Stadt Duisburg.

Im Zuge der Abbruchmaßnahmen sind allerdings auch noch ganz andere Experten am Werk. Gleich am zweiten Tag der Grabungen war ein gotischer Keller aus dem 14. Jahrhundert freigelegt worden. Um diesen und möglicherweise andere Funde aus der Vergangenheit zu erhalten, arbeiten täglich Archäologen auf und um die Baustelle (wir berichteten). Die Bewahrer und die "Entkerner" beackern das gleiche Feld koordiniert. Denn die Archäologen können erst mit ihrer Arbeit beginnen, wenn Teile des Gebäudes entfernt sind und Grabungen möglich werden. Sie bewegen sich auf dem Gelände, dass in Duisburgs Anfangsjahren zusammen mit der Burg am heutigen Rathaus die Stadt ausmachte. Auch Gerhard Mercator lebte und arbeitete hier von 1552 bis zu Tod im Jahr 1594 im Schatten der Burg.

Brigitta Kunz, Stadtarchäologin, sagt: "Wir laufen den Abbrucharbeiten hinterher". Erst wenn ein Gebäudeteil abgerissen sei, könnten die Archäologen den freigelegten Boden im Profil und in der Fläche untersuchen und entscheiden, wo und ob gegraben wird. "Dabei sind wir sehr gut mit den Abrissarbeiten verzahnt, es gibt keine Behinderungen", so Brigitta Kunz. Derzeit untersuchen sie und ihre Kollegen die Flächen, die durch den Abbruch der Turnhalle frei geworden sind. Dieser Vorgang wird noch eine Weile andauern.

Stadtsprecher Hiedels: "Die archäologischen Untersuchungen müssen erst abgeschlossen sein, damit die Keller wie geplant verfüllt werden können". Gleichzeitig müsse auf Funde Rücksicht genommen werden, um die archäologische Substanz nicht zu zerstören. Die Funde, die auf dem Areal gemacht worden sind, werden später in die Planungen des Mercatorquartiers einfließen, so Hiedels. "Die neue Bebauung soll die archäologischen Baubefunde aufnehmen und konservieren." Das gelte besonders für den vollständig erhaltenen mittelalterlichen Keller mit Gewölbedecke an der Oberstraße. "Dieser gehört zu den Objekten, die erhalten werden sollen als Zeugnis der Duisburger Stadtgeschichte."

Die Kosten für das Abrissprojekt liegen bei rund 1,2 Millionen Euro. Die archäologischen Untersuchungen schrauben die Kosten auf knapp 3,5 Millionen Euro hoch. Die Arbeiter liegen gut im Zeitplan. Ab August können sich dann potenzielle Investoren auf der dann ebenerdigen Fläche umschauen.

(RP)
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