Redaktionsgespräch Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum Mercator-Haus als Chance für Duisburg

Duisburg · Mit dem "Duisburg-Tag" am nächsten Wochenende hat Planungsdezernent Carsten Tum einen ersten Akzent setzen können. Ansonsten gibt es im Moment viel Stillstand in der Stadt. Die Arbeit macht Tum trotzdem Spaß.

 Carsten Tum hält Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung für wichtig, auch, weil hier in Duisburg daran großes Interesse bestehe.

Carsten Tum hält Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung für wichtig, auch, weil hier in Duisburg daran großes Interesse bestehe.

Foto: Hohl

Carsten Tum hat schon in Oberhausen gearbeitet, beim Regionalverband Ruhr (RVR) und als Dezernent in Gladbeck. Der gebürtiger Hamburger kann also durchaus Vergleiche ziehen: "Die Voraussetzungen in Duisburg sind gut", sagt er. Das Dezernententeam und der Oberbürgermeister arbeiteten kollegial zusammen, und auch mit den Parteien gebe es durchweg einen "fairen Umgang". Im Unterschied zu seinen bisherigen beruflichen Stationen sei in Duisburg besonders die Einbindung der Bürgerschaft in der Stadt hervorzuheben. "Die Entstehung des Projekts 2027 mit den Bürgerforen hat großen Spaß gemacht, und das Charrette-Verfahren zur Gestaltung des Bahnhofsplatzes war etwas ganz Besonderes", schwärmt der Stadtentwicklungsdezernent. Ein solches Verfahren könne man bei Bedarf gerne wiederholen.

Bürgerschaftliches Engagement äußere sich auf unterschiedliche Art und Weise. So gebe es die Bürgerstiftung mit ihren Aktivitäten, Initiativen zu Einzelproblemen und die klassische, vorgeschriebene Bürgerbeteiligung im Rahmen von Bauprojekten. "Das große Interesse an Bürgerbeteiligungen in Duisburg ist einmalig", lobt Tum.

Alles prima also in der Stadt? Tum lacht. Nein, sicher nicht. Im Gegenteil: Bei viel zu vielen Projekten, gerade bei den größeren privaten Investitionen, scheint im Moment nur noch Stillstand zu herrschen. Wobei die Zukunft der alten Bibliothek an der Düsseldorfer Straße, das Marientor-Carrée an der Steinschen Gasse, Eurogate im Innenhafen, das Factory Outlet Center oder die geplante MD-Hauptverwaltung nur die Spitze des Eisbergs sind. Der Dezernent möchte auch viel lieber über die Dinge reden, die funktionieren.

Eine seiner ersten Ideen bei seinem Amtsantritt war der "Duisburg-Tag". Eine solch identitätsstiftende Veranstaltung fehle einfach, meinte Tum. Denn häufig hätten die Walsumer gar keine Vorstellung darüber, wie die Menschen in Rahm leben und die Neudorfer kennen sich meist in Rumeln-Kaldenhausen überhaupt nicht aus. Diese "Parallelwelten" innerhalb einer Stadt sollten dadurch transparenter werden, in dem die Bewohner eines Bezirkes mehr über die anderen Stadtbezirke erfahren. Am Samstag ist es nun soweit: Der erste "Duisburg-Tag" findet auf dem Burgplatz vor dem Rathaus statt. Der Tag soll alle 46 Stadtteile zeigen und untereinander näher bringen.

Dass viele Dinge nicht so laufen wie geplant, liege nicht daran, dass die Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft aufgelöst wurde. "Da hat sich doch nicht so viel dadurch verändert, dass Mitarbeiter ins Dezernat V versetzt wurden." Schließlich werde an denselben Sachen gearbeitet wie zuvor auch. Die offensichtlichen Probleme bei Multi Development (MD) haben Auswirkungen auf die Stadtplanung, und das gleich in dreierlei Hinsicht. Das Stadtfenster mit Bibliothek und Volkshochschule an der Steinschen Gasse kam wochenlang nicht voran. Nun soll wie berichtet das neue Projektentwicklungsunternehmen Fokus Development mit dem ehemaligen MD-Deutschland Chef Axel Funke an der Spitze das Vorhaben fortführen. Wie berichtet soll es bald mit dem Bau weitergehen, im Juni soll der Rohbau mit dann halbjähriger Verzögerung fertig sein.

Unterdessen geht der Platanenstreit an der Mercatorstraße weiter, obwohl inzwischen völlig unklar ist, ob MD dort noch eine neue Hauptverwaltung baut oder nicht. Und auch die Zukunft der alten Bibliotheks-Immobilie an der Düsseldorfer Straße ist ungewiss. MD hatte zwar den Zuschlag erhalten, Tum weiß aber auch: "Einen Kaufvertrag gibt es noch nicht."

In Sachen Eurogate laufen Gespräche mit dem Land. Nachdem der Essener Entwickler KölblKruse wie berichtet absprang, soll nun eine völlige Neuplanung erfolgen — mit kleineren, besser vermarktbaren Einheiten und einer Verwirklichung in kleineren Abschnitten.

Als große Chance für Duisburg sieht Tum das Mercator-Haus (auf dem Gelände der ehemaligen Berufsschule am Rathaus) an. Es könnte Platz bieten für eine Stiftung, für Ausstellungen, Museen und Ausstellungen und gastronomische Angebote. All dies geht aber nur unter Einbeziehung des Projekts Mercatorquartier (Büros, Dienstleistung, Wohnen) und muss daher neu geplant werden. "Einen Zeitplan dafür kann ich zurzeit nicht nennen", so Tum. Optimistisch ist er, was den Bahnhof und sein Umfeld angeht: "2017 / 2018 werden wir ein ganz anderes Bild haben — mit einem neu gestalteten Bahnhofsplatz und einem neuen InterCity-Hotel."

Das Ostermann-Möbelhaus in Meiderich könnte Tum zufolge bereits 2015 eröffnen, bei dem Vorhaben des Investors Kurt Krieger auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände dagegen ist wohl noch längerer Atem gefragt. Hierfür muss die Planfeststellung für die neue Autobahnabfahrt noch in trockene Tücher gebracht werden. Zurzeit beginnen Arbeiten für einen Teilabriss des Karl-Lehr-Tunnels, um die Infrastruktur für das Höffner-Möbelhaus zu schaffen.

(RP)
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