Duisburg Mercator-Briefe bald als Buch

Duisburg · Die Sozial- und Wirtschaftshistorikerin Prof. Dr. Ute Schneider von der Universität Duisburg-Essen wird den umfangreichen Briefwechsel Gerhard Mercators sichten, übersetzen und mit Kommentaren neu herausgeben. Die Mercator-Stiftung fördert das Editionsprojekt mit 150 000 Euro.

 Prof. Dr. Ute Schneider kann sich drei Jahre lang mit Gerhard Mercators Briefen beschäftigen.

Prof. Dr. Ute Schneider kann sich drei Jahre lang mit Gerhard Mercators Briefen beschäftigen.

Foto: ude

Etwa 200 Briefe schrieb und erhielt der Kartograph Gerhard Mercator im Laufe seines langen Gelehrtenlebens vor 500 Jahren und leistete damit einen wichtigen Beitrag auf dem Weg in die heutige Wissensgesellschaft. Die Sozial- und Wirtschaftshistorikerin Prof. Dr. Ute Schneider von der Universität Duisburg-Essen (UDE) wird die überlieferte Korrespondenz in den kommenden drei Jahren neu sichten, übersetzen und erstmals in einer kommentierten Gesamtschau für die interessierte Öffentlichkeit publizieren. Die Stiftung Mercator fördert das Editionsprojekt mit 150 000 Euro.

"Mercator ist heute fast ausschließlich als Erfinder der nach ihm benannten Projektion bekannt. Sein Briefwechsel macht die Bedeutung seiner Aktivitäten als Universalgelehrter, Historiker, Unternehmer, politischer Berater und Theologe deutlich. Wir freuen uns, die Edition und Übersetzung von Mercators Briefwechsel zu fördern und sind gespannt auf das Ergebnis", so Prof. Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.

Ein dichtes Netz von Briefkontakten war im 16. Jahrhundert die wichtigste Quelle für Gerhard Mercator, als er seine bahnbrechenden Kartenwerke schuf. Statt selbst neue Routen aufwändig zu bereisen, ließ er sich per Briefpost beschreiben, wie es in bislang unerforschten Kontinenten aussah, um dies in seinen genauen und detaillierten Weltdarstellungen abzubilden.

Prof. Dr. Ute Schneider: "Die meisten wissen gar nicht, dass Gerhard Mercator der 'Republik der Gelehrten' angehörte - einem weit verzweigten Netzwerk, das in zahllosen Briefen Wissen sammelte, austauschte und produzierte." Gerhard Mercator beschränkte sich nicht auf die reine Sammlung von Wissen, sondern überdachte und verarbeitete die Informationen, indem er sie mit den bis dahin bekannten Wissensbeständen abglich. In einem weiteren Schritt setzte er die neu erworbenen Kenntnisse grafisch um und machte sie damit zugleich einer breiter werden Öffentlichkeit zugänglich. Schneider: "Mercator ist ein wichtiger Akteur im geschichtlichen Prozess auf dem Weg zur Wissensgesellschaft."

Der Briefwechsel erlaubt Einblicke in seine persönlichen Netzwerke wie auch in sein Interessenspektrum. Ute Schneider: "Unser Projekt führt die meist nicht übersetzten älteren Brief-Editionen und verstreuten kleinen Publikationen zusammen. Wir ermitteln die Gegenüberlieferungen der Briefpartner und sichten Archive auf bisher nicht publizierte Korrespondenz. Schließlich übersetzen wir die Briefe und versehen alles noch mit einem kritischen Apparat."

(RP)
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