Duisburg Mendelssohns in Düsseldorf: Ärger mit betrunkenen Musikern

Duisburg · Im vergangenen Herbst gab es im Landesarchiv NRW am Innenhafen eine Ausstellung und Vortragsreihe mit dem Titel "Vom ,Theater-Experiment' zum ,deutschen Spitzeninstitut' - 60 Jahre Theatergemeinschaft Düsseldorf-Duisburg" (die RP berichtete). Jetzt wurde der damals ausgefallene Vortrag von Dr. Yvonne Wasserloos (Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf) über "Felix Mendelssohn Bartholdy und das bürgerliche Musikleben Düsseldorfs 1833-1835" nachgeholt.

Mendelssohn übernahm 1833, also mit 24 Jahren, seine erste feste Anstellung, eben als Musikdirektor in Düsseldorf, zuständig für das bürgerliche Konzertwesen, die Kirchenmusik und das Theater. Zunächst fühlte sich der musikalische Weltbürger, der in London mit Queen Victoria Tee getrunken und in Paris konzertiert hatte, in dem ehemaligen und inzwischen etwas abgesunkenen Residenzstädtchen recht wohl. Er fand Freunde unter den Künstlern der neu gegründeten Kunstakademie, seine Wohnung bezog er im Haus von deren Direktor Wilhelm von Schadow. Doch seine Ansprüche waren dann doch zu hoch für das überwiegend von Laien wie dem 1818 gegründeten Singverein getragenen Musikleben, bis hin zu betrunkenen Orchestermusikern, die sich in der Probe prügelten. Nach zwei Jahren war er in Düsseldorf ziemlich isoliert und schrieb in einem Brief: "Hier gibt es nichts Rares außer Mostrich und Ölbildern." Ein auch viel besser bezahltes Angebot lockte ihn zum Gewandhausorchester in Leipzig, das er in seinen letzten zwölf Lebensjahren zu einer europäischen Musikmetropole machte. Die Referentin vergröberte die Fakten ein wenig, um sie "verdaulicher" zu machen. Interessant immerhin, wie Mendelssohns Düsseldorfer "Musteraufführungen" wichtiger Opern zusammen mit dem Theaterdirektor Karl Immermann hier als ein Vorläufer der Deutschen Oper am Rhein erkennbar wurden. Und die Mendelssohn-Statue am Opernhaus wurde 1936 von den Nazis zerstört und erst 2012 wieder errichtet, ihr Immermann-Pendant damals in eine Grünanlage verfrachtet, wo sie heute noch steht. Der ursprünglich vorgesehene Vortrag von Wolfgang Enck (Ballettmeister i. R.) mit dem Titel "(Spitzen-)Tanz - Erinnerungen an 60 Jahre Ballett am Rhein" entfällt ersatzlos.

Aber schon am 9. März beginnt im Landesarchiv eine neue Ausstellung und Vortragsreihe, dann zum Thema "Migration".

(hod)
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