Duisburg Meister der süßen Backkunst

Duisburg · Die Konditorei Dobbelstein feiert am 28. April ihren 150. Geburtstag. Das Duisburger Familienunternehmen wird mittlerweile in fünfter Generation geführt – und zwar erstmals von zwei Frauen.

150 Jahre sind eine lange Zeit. Zwei Weltkriege liegen zwischen der Eröffnung der Konditorei Dobbelstein im Jahr 1858 und dem großen Jubiläum, das das Familienunternehmen Ende des Monats feiert. Doch der größte Einschnitt ist für Otto Dobbelstein das Jahr 2004. In jenem Jahr übergaben er und seine Frau Margret nach 35 Jahren das Ruder an ihre Töchter Heike und Anja. „Nach vier Männer-Generationen wurden erstmals zwei Frauen Chefs“, sagt der 67-Jährige. „Das war schon eine große Sache.“

Auch wenn er nicht mit allem einverstanden ist, was seine Töchter so treiben – Otto Dobbelstein ist doch stolz auf sie. „Manche Dinge würde ich anders machen. Aber sie haben eben einen anderen Geschmack. Und sie sind der Boss“, sagt er grinsend. Außerdem habe der Wechsel auch sein Gutes: „Ich war immer aufbrausend“, gibt er zu. „Meine Töchter sind viel gelassener.“ Die beiden haben das Unternehmen aufgeteilt: Konditormeisterin Heike hat die Backstube und das Kö-Café übernommen, Konditorei-Fachverkäuferin Anja das Café am Sonnenwall. „Auf dem Papier sind wir getrennt, im Herzen aber zusammen“, betont Anja Dobbelstein.

Bewegte Vergangenheit

Die Konditorei kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Am 28. April 1858 kommt Friedrich Dobbelstein aus Elberfeld nach Duisburg und eröffnet am Burgplatz eine kleine Konditorei – die vierte in der Stadt. Duisburg hat rund 19 000 Einwohner. In dem kleinen Rathaus nebenan regiert ein Bürgermeister, unterstützt von einigen wenigen Beamten.

Im Oktober 1859 zieht Friedrich mit seiner Backstube zum Knüppelmarkt, wenige Monate später eröffnet er eine Kaffeestube. Er baut das Haus immer wieder um und erweitert es nach hinten heraus. Als Friedrichs Frau 1908 stirbt (er war bereits verstorben), übernehmen sein jüngster Sohn Otto und dessen zwei Schwestern das Geschäft. Otto heiratet und führt ab 1910 den Betrieb zusammen mit seiner Frau.

Im Mai 1943 brennt die Innenstadt nach einem Bombenangriff lichterloh. Am Knüppelmarkt liegt alles in Trümmern, doch wie durch ein Wunder bleiben Backstube und Öfen verschont. Während rundherum die Ruinen nach und nach abgerissen werden, geht das Geschäft der Dobbelsteins weiter. Doch die Stadt hat Pläne: Sie will ihr Rathaus erweitern. Lange weigert sich Otto, muss schließlich aber doch nachgeben. 1949 eröffnen er und sein Sohn (ebenfalls ein Otto) am Sonnenwall ein neues Café. Am Knüppelmarkt wird weiter gebacken – bis das Haus 1953 endgültig abgerissen wird.

Im Juli 1970 übernimmt der dritte Otto das Ruder, renoviert die Räume am Sonnenwall komplett und verlegt die Pralinen- und Eisherstellung in den ersten Stock. 1982 eröffnen er und seine Frau Margret das Kö-Café. „Als es 23 Jahre später im Zuge des Neubaus der Sparkasse abgerissen wurde, brach es mir fast das Herz“, erinnert sich der 67-Jährige. Doch seine Tochter Heike hat an einen Neuanfang geglaubt. Schließlich hat die Familie schon ganz andere Dinge überstanden. . .

(RP)
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